Vorbeugen statt heilen: Strategie gegen nichtübertragbare Krankheiten

Bern, 06.04.2016 - Der Bundesrat und die Kantone haben eine nationale Strategie zur Vorbeugung und Bekämpfung von nichtübertragbaren Krankheiten verabschiedet. Heute leiden in der Schweiz rund 2,2 Millionen Menschen an einem oder mehreren chronischen Leiden, und diese verursachen rund 80 Prozent der gesamten Gesundheitskosten. Die Strategie hat zum Ziel, den Ausbruch von Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes zu verhindern, zu verzögern oder die Folgen zu mildern. Sie baut auf bestehenden Präventionsaktivitäten auf und bündelt die Kräfte aller beteiligten Akteure. Bis Ende Jahr werden Massnahmen erarbeitet.


Nichtübertragbare Krankheiten (non-communicable diseases, kurz: NCD) stellen das Schweizerische Gesundheitssystem vor grosse Herausforderungen. Rund 2,2 Millionen Menschen oder jede vierte Person in unserem Land leiden heute an einer oder mehreren chronischen Krankheiten, und NCD sind die häufigste Todesursache. Bei den Männern sind sie für die Hälfte und bei den Frauen für 60 Prozent aller Todesfälle vor dem 70. Lebensjahr verantwortlich. Die Zahl der älteren Menschen in der Schweiz wird aufgrund der demographischen Entwicklung stark zunehmen und damit auch die Zahl chronisch kranker Patientinnen und Patienten.

Nichtübertragbare Krankheiten verursachen bei den Betroffenen nicht nur grosses Leid und schränken ihre Lebensqualität ein, sie ziehen auch hohe Kosten nach sich. 2011 waren sie für 80 Prozent der gesamten Gesundheitskosten in der Schweiz von knapp 65 Milliarden Franken verantwortlich. Hinzu kommen geschätzte indirekte Kosten von rund 30 Milliarden Franken pro Jahr, die etwa durch Arbeitsausfälle, die Pflege durch Angehörige oder Frühpensionierungen anfallen.

Die Eigenverantwortung stärken
Der Bundesrat hat die nationale Strategie Prävention nichtübertragbare Krankheiten 2017-2024 (NCD-Strategie) in seiner Gesamtstrategie Gesundheit2020 als gesundheitspolitische Priorität definiert und zu einem Schwerpunkt der Legislatur 2016-2019 erklärt. Das schweizerische Gesundheitssystem ist auf die stetige Zunahme von chronisch erkrankten Patientinnen und Patienten erst teilweise vorbereitet, weil es bisher vor allem auf die Versorgung akut kranker Menschen ausgerichtet war.

Besondere Bedeutung kommt der Prävention zu. Das individuelle Verhalten hat einen entscheidenden Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf dieser Krankheiten. Tabakkonsum, exzessiver Alkoholkonsum, mangelnde Bewegung, unausgewogene Ernährung und das häufig damit verbundene Übergewicht sind massgebliche Risikofaktoren. Gemäss der Weltgesundheitsorganisation WHO lässt sich rund die Hälfte aller Erkrankungen durch einen gesunden Lebensstil verhindern oder zumindest verzögern.

Die nationale Strategie Prävention nichtübertragbarer Krankheiten fokussiert auf die fünf häufigsten Krankheiten Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Atemwegserkrankungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates. Diese verursachen direkte jährliche Kosten von rund 25 Milliarden Franken. Die Strategie unterstützt die Bevölkerung dabei, einen gesunden Lebensstil zu pflegen und den Risikofaktoren vorzubeugen.

Die Strategie wird nun in drei Schwerpunkten konkretisiert: Gemeinsam entwickeln die Beteiligten Massnahmen, um die Zusammenarbeit aller Akteure zu verbessern, die Prävention in der Gesundheitsversorgung zu verankern und das Gesundheitsmanagement in den Betrieben zu stärken. Die Massnahmen werden dem Bundesrat und dem Dialog Nationale Gesundheitspolitik im Herbst vorgelegt.

Aktivitäten besser aufeinander abstimmen
Ein wesentlicher Teil der Präventionsaktivitäten wird in den Kantonen und Gemeinden im Rahmen kantonaler Präventionsprogramme umgesetzt. Mit der Strategie sollen diese Aktivitäten von NGOs, Gesundheitsligen, kantonalen Stellen und weiteren Akteuren besser aufeinander und auf Aktivitäten des Bundes abgestimmt werden. Die Mittel sollen effizienter und zielgerichtet eingesetzt werden. Die Arbeiten bauen auf bewährten Ansätzen aus den heutigen nationalen Programmen Tabak, Alkohol sowie Ernährung und Bewegung auf. Diese setzt das Bundesamt für Gesundheit zusammen mit den Kantonen und zahlreichen Partnern seit einigen Jahren um. Die Programme haben dazu beigetragen, dass die Zahl der körperlich aktiven Menschen zugenommen hat und sich die Zahl der Raucherinnen und Raucher nach einem starken Rückgang in den letzten Jahren stabilisiert hat. Der Alkoholkonsum, insbesondere der risikoreiche Alkoholkonsum bei den Schülerinnen und Schülern, ist in den letzten Jahren stetig gesunken.

Prävention in der Gesundheitsversorgung verankern
Mit der Strategie soll die Prävention als selbstverständlicher Bestandteil der medizinischen Versorgung in der Arztpraxis, in der Apotheke, bei der Spitex, im Spital und im Pflegeheim verankert werden. Besonders wichtig ist zu verhindern oder zu verzögern, dass jemand pflegebedürftig wird. Dabei wird an die Erfahrungen mit Projekten wie das Gesundheitscoaching angeknüpft.

Betriebliches Gesundheitsmanagement stärken
In Zusammenarbeit mit der Wirtschaft soll die Strategie das betriebliche Gesundheitsmanagement stärken. Ziel ist auch, Partnerschaften auszubauen, etwa um gesündere Produkte zu entwickeln und anzubieten.

Die NCD-Strategie wurde vom Bundesamt für Gesundheit (BAG), der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) und der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz in enger Zusammenarbeit mit einer Vielzahl weiterer Akteure erarbeitet.


Adresse für Rückfragen

Bundesamt für Gesundheit BAG, Kommunikation, 058 462 95 05 oder media@bag.admin.ch

GDK, Stefan Leutwyler, stv. Zentralsekretär, 031 356 20 20, Stefan.Leutwyler@gdk-cds.ch


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Der Bundesrat
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