Basel, 15.04.2016 - Rede von Bundesrat Alain Berset anlässlich der Eröffnung der 100. Ausgabe der MUBA – Es gilt das gesprochene Wort.

La Muba fête ses cent ans. 100 ans de progrès. 100 ans à enrichir notre quotidien. 100 ans à nous simplifier la vie. 

Ici, à la Muba, on découvre, si besoin en est, ce que « progrès » veut dire. De même que les petits ruisseaux font les grandes rivières, les petites améliorations - mises bout à bout - ont de grands effets sur nos vies.

Venir à la Muba, c'est constater de ses propres yeux ce qui ressort de différents classements internationaux : la Suisse est un pays à la pointe de l'innovation. De toutes les innovations. Car notre pays ne se distingue pas seulement par ses innovations spectaculaires, comme celles des EPF, du CERN ou des grandes sociétés pharmaceutiques bâloises. Mais aussi par ses innovations pratiques, où il excelle.

Car le concret, le pragmatisme, la proximité à la réalité, c'est aussi notre spécialité. Telle idée fonctionnera-t-elle dans la vraie vie ? C'est une question à laquelle nous devons régulièrement répondre dans notre démocratie directe. Notre pays pourrait finalement s'apparenter à une foire aux échantillons grand format. Un salon des idées où l'on évaluerait en permanence les nouveautés proposées.

Wenn wir kurz Revue passieren lassen, was alles in unserem Land erfunden wurde, dann drängt sich schon die Frage auf: Gibt es zwischen Schweizer Demokratie und dem Schweizer Erfindungsgeist einen versteckten Zusammenhang?

  • Denken wir nur an das Birchermüseli: Die Mutter aller Kompromisse! Äpfel oder Birne? Beides. Mandeln oder Haselnüsse? Sowohl als auch.
  • Dazu passt bestens der Reissverschluss, auch er eine Schweizer Erfindung: Links und rechts muss zusammenkommen, damit es wirklich hält. Das gilt für Rucksäcke, Röcke und Reformen.
  • Falls man am Abstimmungssonntag zu den Verlierern gehört, kann man sich mit einer heissen Ovomaltine trösten.
  • Und, da wir ja hier in der Pharma-Stadt Basel sind, möchte ich auch noch Merfen und Voltaren erwähnen.
  • Falls auch die heisse Ovo nichts mehr nützt. Ovo nichts mehr nützt.

In ihren Anfängen - mitten im Ersten Weltkrieg - blickte die Muba optimistisch in die Zukunft. Obwohl die Wirtschaft darniederlag, was natürlich
auch die Schweiz massiv traf. Die Muba war eine mutige Antwort auf die allgemeine Verunsicherung. Die Gründer der Mustermesse bewiesen einen Pioniergeist, der bis heute fortlebt.

Auch heute ist die Verunsicherung wieder beträchtlich - wenn auch die Gegenwart natürlich nicht vergleichbar ist mit jener hoch dramatischen Zeit. Aber auch wir leben in Zeiten von geopolitischer Instabilität, von Euro- und Flüchtlingskrise. Die Frage der Einwanderung stellt unser Verhältnis zur EU hart auf die Probe. Und der starke Franken macht vielen Unter-nehmen zu schaffen.

Sollen wir deswegen verzagen, in die Defensive gehen, uns auf uns selber zurückziehen? Oder wollen wir weitermachen, unbeirrt, optimistisch? Die Frage stellen heisst sie beantworten.

Braucht es die Muba noch in Zeiten der Digitalisierung und des online-Handels? Die Antwort lautet: Ja, selbstverständlich!

Gewiss: Das Virtuelle ersetzt die Realität immer genauer - aber manchmal vergisst man, dass es die Realität ja schon gibt. Diese Realität ist hier eindrücklich präsent - man kann sie berühren, ausprobieren, erfahren. Dieses Erlebnis leistet bislang kein online-Shop. Das Konkrete, Reale, Haptische wird immer wichtig bleiben. Und vielleicht wird es sogar wieder wichtiger.

Gewiss: wir könnten sehr gut in der virtuellen Welt unsere Zeit verbringen und nur noch digital miteinander kommunizieren, egal wie ob ein Büro oder ein Kontinent zwischen uns liegt. Der „Tod der Distanz" durch die modernen Kommunikationsmittel: Er ist nicht eingetreten und nicht wünschenswert. Wir haben immer noch die besten Ideen, wenn wir miteinander ins Gespräch kommen. Wie hier an der Muba.

Basel: Das ist die Stadt, die gleichermassen für Wirtschaft und Kultur steht. Die in diesen beiden Bereichen eine national wie international führende Stellung einnimmt. Und deshalb ist Basel auch einmalig gut positioniert für eine Welt, in der diese beiden Bereiche sich immer näher kommen. Immer stärker voneinander lernen.

Die Kulturschaffenden denken inzwischen durchaus unternehmerisch. Aber auch die Wirtschaft ist dabei, die Kraft des Kreativen für sich zu nutzen. Denn nur so werden Innovationen möglich. Nur so kann ein Unternehmen im internationalen Wettbewerb mithalten, der heute in erster Linie ein Wettbewerb der Ideen ist.

Das gilt nicht nur für die multinationalen Unternehmen, sondern eben auch für unsere KMU - die ja häufig auch auf den internationalen Märkten präsent sind. Und das nicht selten als Marktführer oder als brillante Nischen-Player. Das dürfte im Zuge der digitalen Revolution noch stärker gelten als bis anhin. Denn Kreativität kann nicht digitalisiert werden - im Gegensatz zu repetitiven Tätigkeiten.

Kultur und Wirtschaft sind von höchster gesellschaftlicher Relevanz. Deshalb ist auch der Dialog zwischen den Akteuren von Kultur und Wirtschaft so wichtig. Dieser Dialog und diese Zusammenarbeit findet hier in Basel so intensiv statt wie wohl nirgends sonst. Ohne dies wäre ein Projekt wie der Erweiterungsbau des Kunstmuseums nicht möglich gewesen, der heute ebenfalls eröffnet wird.

Der gute Dialog ist auch entscheidend für unsere Politik. Die Lage im Dreiländereck hat hier in Basel zu einer weltoffenen Grundhaltung geführt. Hier löst das Ausland nicht automatisch Abwehr-Reflexe aus. Hier kennt man die Ausländer - und spricht mit ihnen statt über sie. Hier spürt man täglich, wie nahe sich die europäischen Länder in ihrer Kultur und ihrer Mentalität sind. Hier muss man niemandem erklären, dass die Wirtschaft nur floriert, wenn man politische Grenzen überwindet.  

Was macht die Schweiz so innovationsstark? Die Schweizer haben einen gut entwickelten Sinn für echten Mehrwert. Das hilft beim
Innovationsprozess. Und natürlich auch dabei, die Produkte zur Marktfähigkeit zu bringen.

Was die Schweiz stark macht, ist auch die breite Basis unserer Innovationskraft. Die Muba steht auch eindrücklich dafür, dass hierzulande die Exzellenz nicht nur in der Spitze zu finden ist. Oder, wenn wir auch den Roche-Turm blicken: schon fast in den Wolken. Sondern eben auch in der Breite.

Die Ambition unseres Landes ist es, alle mitzunehmen, alle einzubinden: In den politischen Prozess, aber auch ins Bildungssystem und in den Arbeitsmarkt. Das gilt auch für die Entwicklung neuer Ideen.

Wir müssen das gesamte Potenzial unseres Landes ausschöpfen. Und das gelingt uns ja auch recht gut. Die Träger der Innovation sind nicht nur die multinationalen Grossunternehmen - sondern ebenso unsere unzähligen KMU. Auch diese gehören in ihren Nischen oft zur absoluten Weltspitze.

Bei den KMU treffen Innovationen sehr direkt auf die Bedürfnisse der Kunden - Tag für Tag. Die Muba ist seit 100 Jahren eine Leistungs-Schau unserer KMU. Muba und KMU sind so eng liiert, dass man die Muba fast umtaufen möchte: in KMU-BA.

  • K wie Können 
  • M wie Mut
  • U wie Unternehmergeist
  • BA wie Basel - dem Schweizer Tor zur weiten Welt.

Ich wünsche der Muba für die nächsten 100 Jahre viel Erfolg! Und allen Besucherinnen und Besuchern wünsche ich einen erlebnisreichen und inspirierenden Besuch!


Adresse für Rückfragen

Peter Lauener, Mediensprecher des EDI, Tel. 079 650 12 34


Herausgeber

Generalsekretariat EDI
http://www.edi.admin.ch

https://www.admin.ch/content/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-61383.html