15th International Architecture Exhibition in Venice

Venice, 27.05.2016 - Address by Federal Councillor Alain Berset at the opening of the 15th International Architecture Exhibition in Venice – Check against delivery.

Die Schweiz wird immer enger - räumlich. Aber sie wird immer offener, was ihren geistigen und kulturellen Horizont anbelangt. 

Dieses scheinbare Paradox hat Christian Kerez einst so formuliert: „Der Platz, der einem jungen Architekten heute bei einer Bauaufgabe zur Verfügung steht, ist wirklich sehr eng geworden. Das bedeutet aber nicht, dass der Spielraum, grundsätzlich architektonische Fragen zu stellen, verschwunden ist, sondern nur, dass sich diese grundsätzlichen Fragen gewandelt haben. Etwa zu der Frage, wie an einem solchen Ort der Enge das Gefühl der Weite entstehen kann."  

Das ist eine bemerkenswert ironische Volte, wenn man den kulturellen und politischen Diskurs der letzten Jahrzehnte Revue passieren lässt.  

Ja, der Diskurs findet in der Enge statt - aber er dient der Weite, der Grenzüberschreitung, der Komplexität. Mit anderen Worten: Wir haben in der Schweiz das Privileg zu experimentieren. Nein: Wir haben geradezu die Pflicht zu experimentieren. 

Das gilt, nebenbei gesagt, nicht nur für Kunst und Architektur - sondern es gilt auch für die Politik. Das wusste auch schon Friedrich Dürrenmatt, der einst festhielt: „Ich bin gerne Schweizer. Die Möglichkeit, in einem Staat zu leben, der, wenn etwas schiefgeht, nicht gerade unbedingt eine Weltkatastrophe auslöst, ist eine Chance."  

Es ist kein Zufall, dass hier im Schweizer Pavillon experimentiert wird. Dass hier Grundlagenforschung betrieben wird. Denn als solche ist das Projekt "Incidental Space" von Christian Kerez angelegt.  

Dieses zeigt nicht einfach Architektur. Sondern es legt dar, was Architektur sein kann, wie Architektur anders gedacht werden könnte, was technisch noch möglich wäre. Kurz: Es lotet die Grenzen der Architektur aus.  

Das Projekt soll einen Blick in eine mögliche Zukunft der Architektur eröffnen. Die Nutzung etwa der digitalen Möglichkeiten, wie wir sie hier erleben, wäre noch vor kurzer Zeit nicht möglich gewesen.  

Das Projekt wäre nicht denkbar ohne enge Zusammenarbeit zwischen Kunst, Ingenieurwesen, digitalen Fabrikationsmethoden und Architektur. Beide Eidgenössisch Technischen Hochschulen sind in Venedig vertreten: Die ETH Zürich trägt das Forschungsprojekt mit. Die ETH Lausanne ist
mit der Ausstellung Horizontal Metropolis präsent. Sie zeigt namentlich, dass die allgemein eher gefürchtete Ausdehnung des Stadtgebiets ein Potential für den Bau einer nachhaltigen und innovativen Stadt sein kann. 

La créativité au sens large est une compétence essentielle dans une société en pleine évolution numérique.  

L'architecture a aussi pour mission d'approfondir la réflexion sur l'architecture. Avec les outils de l'architecture.  

Car l'architecture est un déterminant de notre société. Christian Kerez en est parfaitement conscient. Il a fait de son pavillon une expérience. Mais sans pour autant oublier les aspects sociaux. Comme le montre aussi sa contribution à l'exposition d'Alejandro Aravena. Cette conscience sociétale caractérise également le travail de Leïla el-Wakil pour le Salon Suisse. Avec son appel - « Wake up, a path towards better architecture » - elle plaide pour une architecture « glocale », c'est-à-dire au carrefour des aspects locaux et globaux, loin des stars de l'architecture.

L'art et l'architecture restent une énigme, un mystère. 

Ils permettent de développer d'autres points de vue et contribuent ainsi à construire l'avenir.  

Odilon Redon l'a parfaitement exprimé dans une citation que Christian Kerez a choisie comme devise: « Le sens du mystère, c'est d'être tout le temps dans l'équivoque, dans les double, triple aspects, des soupçons d'aspects (images dans images), formes qui vont être, ou qui le seront selon l'état d'esprit du regardeur. Toutes choses plus que suggestives, puisqu'elles apparaissent.» 


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