Exzellenzen
Sehr geehrte Damen und Herren
Liebe Freundinnen und Freunde der Menschenrechte

Eine der obersten Staatsaufgaben besteht darin, die Sicherheit der Personen zu garantieren. Regierungen und Behörden müssen die Menschen so gut wie möglich gegen Gewalt, Verbrechen, Krieg, interne Konflikte und wohlverstanden auch gegen Verletzungen der Menschenrechte schützen. Für die Schweiz steht diese Überzeugung im Mittelpunkt  ihrer Institutionen und die Grundlage ihrer Aussenpolitik. Ich bedauere sehr, heute nicht unter Ihnen sein zu können, aber ich freue mich, diese Gelegenheit zu haben, mich an Ihren wichtigen Kongress zu wenden.

Das Recht auf Leben ist DAS Grundrecht der Menschheit. Wird es nicht respektiert, haben die anderen Rechte per definitionem keine Geltung. Der Staat, der die Todesstrafe anwendet, kommt seiner Schutzpflicht nicht nach. Wie kann ein Staat als Garant der menschlichen Sicherheit glaubwürdig sein, wenn er über Leben und Tod entscheidet? Sicher, gegen schwere Verbrechen müssen die Gerichte harte Sanktionen aussprechen können. Aber die unmenschliche Todesstrafe muss abgeschafft werden. Dafür setzen sich die Mitgliedsstaaten des Europarates ein. Das Recht auf Leben ist ein universeller Wert und ein Recht, das von allen Regierungen der Erde geschützt werden muss.

Es gibt gewisse Staaten, die auf die Todesstrafe nicht verzichten wollen. Die Überzeugungsarbeit muss weitergehen. Das beste Mittel sind der Dialog und die Verbreitung der Ideen. Der dritte Weltkongress gegen die Todesstrafe ist dabei eine wichtige Etappe. Ich beglückwünsche die Organisatoren und die Regierungen, die Europäische Union und den Europarat, die sie unterstützen.

Ihr Treffen ist ein Ort des Austausches, an dem Nichtregierungsorganisationen, wissenschaftliche Experten und Regierungsvertreter ihre Überzeugung festigen und ihre Schritte abstimmen können. Es trägt auch dazu bei, die internationale Aufmerksamkeit zu sensibilisieren. Solange es Todesurteile gibt, und solange sie das Recht gewisser Staaten vorsieht, muss die Abschaffung der Todesstrafe an der Spitze der internationalen Menschenrechtspolitik stehen.

Ein nächstes Treffen im Jahre 2009 wird, wie ich sehr hoffe, Fortschritte feststellen können. Es wird aber auch notwendig sein, um die Anstrengung fortzusetzen. Der Schweiz wäre es eine Ehre, wenn diese nächste Kongress in Genf stattfände, dem Sitz des neuen Menschenrechtsrates und der Wiege des humanitären Völkerrechts.

Ich freue mich, den Verband «Gemeinsam gegen die Todesstrafe» und die  «Weltkoalition gegen die Todesstrafe» einzuladen, ihren nächsten Kongress in der Schweiz abzuhalten, mit der Unterstützung der Schweizer Behörden. Ich zähle darauf, Sie bei dieser Gelegenheit zu treffen, und ich wünsche in der Zwischenzeit viel Erfolg für unser gemeinsames Anliegen.  Ich danke Ihnen.

Das Recht auf Leben ist das Grundrecht der Menschheit