Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Schultheiss,
sehr geehrte Herren Regierungsräte,
sehr geehrter Herr Stadtpräsident,
sehr geehrte Frau Rektorin,
sehr geehrter Herr Rektor,
Herr Divisionär und Kommandant HKA,
meine sehr verehrten Damen und Herren!

Für die nächsten 60 Minuten hat das Kürzel VBS eine neue Bedeutung:
Verteidigung, Bildung und Sport.

Der Zusammenhang zwischen Wehrwesen, Ausbildung und Weiterbildung ist so alt wie die Armee. Einer, der es schon früh verstanden hat, Menschen aus- und weiterzubilden, war General Dufour.

So ist es folgerichtig und eine Art später Referenz, dass wir uns heute in der "Aula Dufour" treffen.

Sie, meine Damen und Herren, verkörpern die universitäre Bildung, die Förderung wirtschaftlicher Kompetenzen auf Stufe Fachhochschule sowie die höhere Kaderausbildung der Armee. Partnerschaft ist ein Geben und Nehmen.

Das Erwerben von Kompetenzen, Menschen zu führen und mit ihnen Aufträge in Krise und Krieg zu erfüllen, im Extremfall unter Einsatz des Lebens: das ist das Ziel der militärischen Ausbildung und Erziehung. So steht es im Dienstreglement der Armee.

Lassen Sie mich aus dieser Raison d'être der Armee eine Brücke zu Ihnen ins Zivile bauen.

Der Spiritus rector der Höheren Kaderausbildung, der Mitbegründer der Eidgenössischen Militär-Centralschule in Thun 1819, General Dufour, hat dieser Aula den Namen gegeben.

Er legte grössten Wert auf eine qualitativ hochstehende, praxisnahe und einheitliche Ausbildung der Milizkader der Armee.

Das Debakel der Eidgenossenschaft gegen Napoléon vor Augen, förderte Dufour vor allem die Führung.
Die Lehrgänge des Topografen glichen oft eigentlichen Feldzügen durch die Schweiz.
Chefs mussten Kenntnisse vor Ort erwerben, den Sinn für mögliche Szenarien entwickeln - also denken, bevor sie befahlen.

Und das gekoppelt mit Augenmass und Erfahrung. Zu Dufours Vermächtnis gehört, dass er persönliches Engagement und Sinn für Verantwortung und Mässigung in der Anwendung staatlicher Gewalt gelebt hat.

So rief er im Sonderbundskrieg-Tagesbefehl vom 5. November 1847 die eidgenössischen Truppen auf, den Feldzug gegen Luzern so zu führen, dass man sich Morgen wieder die Hand reichen könne.

Dieser Grundgedanke der Fairness tut auch in der Politik gut, auch und vor allem in einem Wahljahr…

Diese Werte prägten Dufour als ersten General des neuen Bundesstaates, als Mitbegründer des Roten Kreuzes. Und diese Werte prägen die Armee bis heute.

So gesehen ist es eine nette Fussnote der Geschichte, dass der Bundesrat das Armee-Ausbildungs-zentrum nach Luzern vergeben hat…

1995 trat die Armee in eine neue Ära ein: Sie zahlte nach dem Mauerfall eine beträchtliche Friedens-dividende: Verkleinerung, Reduktion der Truppendienste.

Gleichzeitig baute sie die Kaderausbildung, insbesondere mit dem neuen Führungssimulator, kräftig aus. Dieser Quantensprung hat sich im Taktischen Trainingszentrum in Kriens niedergeschlagen.

Heute wichtiger denn je, sind die Simulationsübungen in die Generalstabsschule integriert, also dort, wo höhere taktische Stäbe trainiert werden.

Auch die zivilen Partner der Armee erkennen immer mehr den Wert gemeinsamer Ausbildung im Sinne der Nationalen Sicherheits-kooperation.

Ich darf als Chef des VBS mit Stolz feststellen, dass es nun gelungen ist, ein altes Postulat Dufours zu erfüllen: Die Konzentration der gesamten höheren Kaderausbildung inklusive Militärakademie an der ETHZ und Berufsunteroffiziersschule in Herisau unter einem Dach, demjenigen der HKA, mit Sitz in Luzern. Diese erfreuliche Entwicklung verpflichtet. Der Bund dankt dem Standortkanton, der Stadt Luzern und der regionalen Bevölkerung.

Die Zeit ab dem Jahr 2000 markiert das Engagement der Armee auf dem werdenden Campus Luzern.

Die Kaderschmiede der Armee auf der Allmend hat mit öffentlichen Vortragsreihen und Ausstellungen zu Dufour und Jomini die Türen weit geöffnet für Bevölkerung und Institutionen im Raum Luzern.

Es ist deshalb eine logische Konsequenz, dass wir heute über Partnerschaften im Bildungsbereich sprechen. Die Universität Luzern und die Fachhochschule Zentralschweiz sind Tatsache, alle sind sie sehr erfolgreich. Erfolgreich ist auch die HKA.

Was liegt da näher, als gegenseitig vermehrt von den Ausbildungsangeboten zu profitieren. Denn wir wissen alle längst, dass wir uns ein ganzes Leben lang weiterbilden müssen.
Dies ist im Militär nicht anders als im Zivilen. Die Durchlässigkeit bzw. gegenseitige Anerkennung von Ausbildungen ist daher wertvoll. Sie schafft Synergien und motiviert.

Was haben wir mit dem heutigen Tag erreicht? Als Chef VBS stelle ich fest,

dass die Armee mit ihren erprobten Führungsgrundsätzen, ihrer Führungsmethodik und der Führungssimulation einen Benchmark für Zivile geschaffen hat;
dass die Armee mit Erfolg ihre Kaderressource Miliz pflegt und den Arbeitgebern der Wehrpflichtigen einen anerkannten Mehrwert zurück gibt;
dass die Armee konkrete Partnerschaften mit Bildungsinstitutionen eingehen kann, und zwar mit handelbaren Credit-Points oder anerkannten Zertifikaten. Das bedeutet beispielsweise, dass die HSW Luzern einem Hauptmann bis zu einem Fünftel der Studienzeit und der Studienkosten erlässt.

Wir sind heute einen grossen Schritt voran gekommen. Es ist uns gelungen, Berührungsängste abzubauen - eine wichtige Voraussetzung für die Anerkennung militärischer Führungskompetenzen in der zivilen Bildungswelt.

Das ist auch ein Erfolg für die Milizarmee, die ein grossartiges Potenzial für alle hier versammelten Partner darstellt.

Armee, Wirtschaft, Verwaltung und Hochschulen basieren grösstenteils auf ein und denselben Kaderleuten.

Ich bin heute auch nach Luzern gekommen, um Danke zu sagen!

Der Dank geht zunächst an alle, die den ausgezeichneten Ruf der Armee als Kaderbildungsstätte Tag für Tag erarbeiten. Ohne sie, ihre offene Art, ihren Glauben an das fruchtbare Milizsystem, an eine modern gestaltete Führungsausbildung auf den bewährten alten Werten, wären wir heute nicht hier zusammen.

Zu Dank verpflichtet sind wir auch Stadt und Kanton Luzern, ja der Region Zentralschweiz.
Luzern investiert in Kultur und Bildung, ist offen für Projekte mit Partnern. Die HKA mit ihrem Armee-Ausbildungszentrum für Milizoffiziere ist hier am richtigen Platz. Sie wird hier bleiben.

Besonders hervorzuheben möchte ich die neuen Partner der HKA.

Die Universität Luzern, die Hochschule für Wirtschaft Luzern, aber auch die Hochschule für Technik und Wirtschaft in Chur.

Alle drei Institutionen bekräftigen hier und heute, dass sie mit der Armee gemeinsame Ausbildungsziele erreichen wollen. Es ist ein Geist zu spüren, der beflügelt. Chur erwähne ich, weil ich an der Vertragsunterzeichnung am 2. Mai in Graubünden leider nicht dabei sein kann.

Trotz allem Ehrgeiz und trotz aller Freude über das Erreichte müssen wir uns bewusst sein: Die weit gesteckten Ziele können wir nicht auf einen Schlag erreichen.

Was zählt ist die Bereitschaft, zusammen zu arbeiten. Es geht um einen ersten, erfolgreichen Schritt. Doch im Alltag wird sich bald zeigen, dass unsere gemeinsame Absicht Früchte trägt.

Davon bin ich überzeugt. Es stimmt mich hoffnungsvoll, dass uns diese Herausforderung weiterhin vereint.

Die Höhere Kaderausbildung der Armee in Kooperation mit der universitären Ausbildung