Es gilt das gesprochene Wort!
Der Referent behält sich vor, auch stark vom Manuskript abzuweichen.
 

Sehr geehrte Frau Präsidentin,
Sehr geehrter Herr Regierungspräsident,
Sehr geehrter Herr Regierungsrat
Sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Behörden von Gemeinde, Kanton und Bund,
Sehr geehrte Damen und Herren!

Die 10 Jahre an der Spitze von Berner KMU haben mich geprägt. Denn sie fielen in die konjunkturell schwierigen 90er-Jahre.

Heute dürfen 125 Jahre Berner KMU unbeschwerter feiern, denn der Verband und seine Mitglieder haben die Lehren gezogen. Der Wandel ist gelungen. Dies nicht zuletzt, weil Sie stets wieder Beweglichkeit zeigten und sich vorbereiteten und vorbereiten auf die nächste Phase des konjunkturellen Wellengangs.

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Als Chef des "Konzerns VBS" - im Verwaltungsrat sitzen 7 Bundesrätinnen und Bundesräte, in der Generalversammlung 246 Parlamentarier, die Firma hat 220'000 Angestellte, davon 95 Prozent im Teilzeitverhältnis, und der Gang der Geschäfte wird von 7,4 Millionen Experten beobachtet - hätte ich kaum eine Chance, in den erlauchten Kreis der Berner KMU aufgenommen zu werden.
Dass ich hier zwischen Pfeffersuppe und Trüffelsauce  trotzdem zu Ihnen sprechen darf, das habe ich meinem Ehrenpräsidium zu verdanken, das Sie mir vor sieben Jahren in verdankenswerter Weise verliehen haben.

Dieses Ehrenpräsidium macht mich nach wie vor sehr stolz.

Hier und heute also ein kleines Heimspiel, das ich demütig antrete. Denn was ist bundesrätlicher Einfluss im Vergleich zu einem Verband, dessen Mitglieder  nicht einmal in der BernArena da drüben Platz hätten?

Zu allererst: Ganz herzliche Gratulation! 125 Jahre sind ein stolzes, ein schönes Jubiläum! Sie sind initiativ. Sie beweisen Mut. Sie zeigen keine Zeichen des Alterns.
Wie stark, wie geerdet, wie krisenfest ist ein Verband, der über fünf Generationen hinweg den Fährnissen der Zeit getrotzt hat.

Der im 19. Jahrhundert die Industrialisierung erlebte.
Der im 20. Jahrhundert mit den Auswirkungen welt-politischer Ereignisse wie der beiden Weltkriege umging, der die Depression und die Hochkonjunktur erlebte.

Der nun im 21. Jahrhundert mit der Globalisierung klarkommen muss.

In all dieser Zeit stellten Sie den Kompass stets richtig ein. Sie traten energisch ein für die gewerblichen Interessen. Sie traten für die Interessen des grössten Teils der Bernischen Unternehmen ein, die sich ihrerseits wiederum stets zum Verband bekannten.

Richtig bewusst wird uns dies, wenn wir auf die Zeit der Gründerjahre  im vorletzten Jahrhundert zurückschauen.

Gemäss dem "Historischen Lexikon der Schweiz" lebten damals im Kanton Bern etwas über 500'000 Menschen. Und 230'616 Stück Rindvieh.

41 Prozent der berufstätigen Berner arbeiteten in der Landwirtschaft. Im Oberland erst 2,9 Prozent im sogenannten "Gasthofwesen", aus dem sich dann der Tourismus entwickelte.
Weil die Getreidepreise weltweit sanken, kam es zu einer Auswanderungswelle. Allein 1883 schifften sich 4'500 Berner nach den USA ein!
Die Handwerker litten unter der Konkurrenz industrieller Billigprodukte, die Arbeiter unter einem Mangel an offenen Stellen.
In der Berner Länggasse stellte ein Nebenerwerbs-Landwirt aus dem Appenzellischen mit der Milch von sechs Kühen Süssigkeiten her. In mehreren Etappen wurde daraus eine Schokoladefabrik. Der Mann hiess Tobler. Heute nutzt die Uni Bern diese Fabrik. Wissen ist süss.

Ja. Das war er, der Kanton Bern im Gründungsjahr Ihres, unseres Verbandes. Eine wirtschaftlich bewegte Phase, damals.

125 Jahre später, 2007: Das Jubiläumsjahr fällt in eine wirtschaftliche Blütezeit.

Liebe Freunde, ich weiss, dass auch Sie der Schuh drückt. So leiden - nur als ein zufälliges Beispiel - kleine Unternehmen der Baubranche trotz Hochkonjunktur unter enormem Preisdruck.

Hochkonjunktur ist nicht gleich Sorglosigkeit.

Der Bundesrat kennt die Sorgen der KMU. Und da der Staat alles Interesse daran hat, das freie Unternehmertum zu fördern, wird er Sie nicht im Stich lassen. Er ist nur manchmal nicht so schnell, wie Sie sich das manchmal wünschen. 

Denn Mehrheiten finden, heisst manchmal auch zwei- oder dreimal probieren, eine gute Lösung zu finden.

Die Parameter der wirtschaftlichen Blütezeit sind rasch aufgezählt: Praktisch Vollbeschäftigung, kaum Teuerung, ein Wirtschaftswachstum über zwei Prozent, das gemäss den Konjunkturforschern zumindest eine gewisse Zeit andauern soll.

Ein Engpass der Wirtschaftsentwicklung wird das schwache Bevölkerungswachstum sein. Den jungen Paaren an dieser Gala rate ich deshalb zu einem zweiten Teller Pfeffersuppe!

Das WEF hat unser Land im letzten Jahr zum Weltmeister der Wettbewerbsfähigkeit gekürt. Vor den Skandinaviern, vor Singapur und vor den USA. 

Und ein Letztes: Die Schweiz gehört zu den Gewinnern der Globalisierung. 2005 haben hier 7,5 Millionen Einwohner einen Ertragsüberschuss von 68 Milliarden Franken erwirtschaftet.

Zum Vergleich: Die 1,3 Milliarden Chinesen schafften ganze 200 Milliarden.  Damit will ich nicht etwa die Leistungen Chinas schmälern. was dieses land leistet, ist äusserst beeindruckend.
Diese hervorragenden Werte sind auch und vor allem das Verdienst der KMU.

Zu Recht spricht das Wirtschaftmagazin BILANZ von den KMU als "heimlichen Giganten".

Mit UBS, Nestlé, Novartis und Co. spielt die Schweiz in der 1. Liga der Weltwirtschaft äusserst erfolgreich.

Die wahren Champions des Landes sind aber die 300'000 KMU, die mit innovativen, hochwertigen Produkten die Eidgenossenschaft vorwärtstreiben.

In Anlehnung an den berühmten Queen-Song von Freddy Mercury sage ich also: "YOU are the Champions!" Die Noten dazu hat Pepe Lienhard. 

Heute, an dieser Jubiläumsgala, wollen wir uns deshalb freuen. Aber im Hinterkopf behalten wir, dass die Konjunktur ein Auf und Ab ist. Es kann auch wieder schlechtere Zeiten geben.  Wie in der Natur.

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Meine Damen und Herren, ich habe Ihnen eingangs gesagt, dass ich als "Konzernchef" an einer KMU-Gala etwas deplaziert bin. Aber Sie haben mich eingeladen - und Sie wissen, dass ich Verteidigungsminister bin.

Deshalb erlaube ich mir, hier ein Fenster zu öffnen. Oder eine Brücke zu schlagen, wie Sie wollen. Eine Brücke zwischen der Armee und den KMU.

Ich beginne beim Grundsätzlichen , ja fast Banalen. Damit eine Wirtschaft funktioniert, damit Sie Mut zu Investitionen haben, müssen zahlreiche Bedingungen erfüllt sein:

etwa private Eigentumsrechte, Gewerbefreiheit, Niederlassungsfreiheit, Vertragsfreiheit, funktionierende Preis- und Währungssysteme, Markttransparenz und Marktoffenheit.

Vergessen geht dabei oft … die Sicherheit. Weil sie seit langem nicht mehr öffentlich sichtbar bedroht ist. Ein funktionierender Werk- und ein florierender Wirtschaftsplatz Schweiz brauchen Sicherheit.

Und wir müssen immer wieder die Bereitschaft einfordern, heutigen Risiken die Stirne bieten zu wollen. Die Bereitschaft einfordern, in Sicherheitssysteme zu investieren, die diesen Namen auch verdienen.

Soviel zum Grundsätzlichen. Und nun zum Geld. Von den Rüstungsprogrammen des Bundesrates 2000 bis 2006 hat die Schweizer Industrie mit rund 80 Prozent oder 6,1 Milliarden Franken profitiert.

Der direkt und indirekt beteiligten Industrie - und das sind im Wesentlichen KMU-Betriebe als Zulieferer! - sicherte das in dieser Zeit 5'000 Arbeitsplätze.

Voilà! Bevor Sie jetzt spontan applaudieren, mache ich auf der Brücke zwischen Armee und KMU noch einen weiteren Schritt auf Sie zu, der mir sehr am Herzen liegt. Stichwort: Ausbildung der Kader.

Vital für jedes KMU. Vital für die Armee. Von Chefs wird heute eine hohe Führungs- und Sozialkompetenz verlangt. Es wird - zu Recht! - mehr verlangt als vom Durchschnitt. In einem KMU. In der Armee.

Ermöglichen Sie Ihren jungen Kadern deshalb eine Führungsausbildung in der Armee. Lassen Sie sie die Offiziersschule absolvieren. Geben Sie ihnen die Zeit, um Hauptmann oder Major zu werden.

Die Ausbildungszeiten sind in der Armee XXI wesentlich verkürzt worden. Wir organisieren Ausbildungen zusammen mit der Industrie. Die Absenz im Betrieb wird durch einen klaren Mehrwert wettgemacht. Und: Die Ausbildung wird zertifiziert und kann zeitlich und finanziell bei der Weiterbildung angerechnet werden.

Es ist hier nicht der Ort, um noch weiter ins Detail zu gehen. Sie kennen die Brücke zwischen Ihnen und uns! Benutzen Sie sie!

Umso mehr, als beide - die Armee und die KMU - die von Ihrem Verband angestrebten Werte teilen wollen: "Leistungsbereitschaft, Qualitätsbewusstsein, Beweglichkeit, Mut und Ausdauer".  

Und beide haben noch eine andere, ganz wesentliche Gemeinsamkeit: Sie stellen den Menschen in den Mittelpunkt. Sie fordern das Führen mit Beispielen, den persönlichen Einsatz, das Führen mit Augenkontakt und nicht nur das Führen auf oder mit dem Papier.

In der Armee sprechen wir von menschenorientierter Führung. Bei den KMU gehört es zum ureigensten Wesen, dass die Distanz zwischen Mitarbeitenden und Chefs - oder zwischen Mitarbeitenden und Kunden -wesentlich kürzer ist als bei Konzernen.

Viele KMU's bezeichnen sich nicht umsonst als "Familienbetriebe" - die Präsidentin hat es angetönt -, haben eine Tradition über Generationen hinweg. Und: Wir sprechen nicht umsonst von "mittelständischen" Betrieben.

Der Mittelstand ist, wie die NZZ  unlängst schrieb,  in der Regel wertkonservativ - ohne deswegen struktur-konservativ zu sein. Er hält für das Gedeihen der Gesellschaft wichtige Werte hoch wie Tüchtigkeit und Rechtschaffenheit.

Sie fügen sich zu den Werten, die bereits mehrfach erwähnt wurden: "Leistungsbereitschaft, Qualitätsbewusstsein, Beweglichkeit, Mut und Ausdauer".
So gesehen sind die Begriffe "KMU" und "Mittelstand" die beiden Seiten der gleichen Medaille!

So gesehen sind die KMU nicht nur die Träger unserer Wirtschaft, sondern auch unserer Gesellschaft. Wir alle sind verantwortlich dafür, dass das auch in Zukunft so bleibt!

Meine Damen und Herren, liebe KMU-Familie!
Ich danke Ihnen für Ihr diszipliniertes Zuhören.

Sie haben die Trüffelsauce nun wohlverdient. Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit, einen unvergesslichen Abend und für die kommenden 25 Jahre Glück und Erfolg. 2032 sehen wir uns wieder.

Und denken Sie daran: "YOU are the Champions!"

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