Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Korpskommandant,

mon cher Pilo,

Chère Madame Keckeis,

meine Damen und Herren!

Eine Laudatio ist eine Gratwanderung. Sagt man nur Gutes, wird sie zum Nachruf. Dafür ist Korpkommandant Keckeis entschieden zu jung. Sagt man auch Kritisches, kippt sie in Richtung LOBE-Gespräch. Dafür ist der Ort hier zu feierlich.

Ich beginne die Laudatio deshalb mit den Sätzen, mit denen ich den Chef der Armee am 16. Dezember 2003 - also fast auf den Tag genau vor vier Jahren - in sein Amt eingesetzt habe:

"Als Bürger, als Bundesrat, als Soldat und als Kamerad übergebe ich heute dem Chef der Armee sein Fanion. Korpskommandant Christophe Keckeis, Sie sind der erste Soldat, der nach dem Willen der politischen Behörden Land und Menschen zu dienen hat. Ich habe Vertrauen in die Armee, an deren Spitze Sie nun stehen! Ich wünsche Ihnen Erfolg, Glück und den Segen Gottes, des Allmächtigen!
"

Herr Korpskommandant, Sie haben mein Vertrauen und das Vertrauen des Bundesrates gerechtfertigt. Während all dieser Jahre engster Zusammenarbeit im Dienste der Sicherheit unseres Landes.

Wir haben uns menschlich gut verstanden, wir haben die fachlichen Differenzen ausdiskutiert. Sie haben mir die Anliegen und Bedürfnisse der Armee ungeschminkt vorgelegt, auch wenn der Zeitpunkt oder das politische Umfeld ungünstig waren.

Ich danke Ihnen für Ihre Loyalität und für Ihre aussergewöhnliche Hingabe an Ihre Pflicht!

Ihr enormes Arbeitspensum wird sichtbar, wenn wir uns vor Augen halten, wo die Armee gefordert war: Sicherheit am Weltwirtschaftsforum Davos, Bewachung von Botschaften in Bern, Zürich und Genf, friedensfördernde Operationen im Kosovo und in Bosnien-Herzegowina, G-8-Gipfel von Evian, Einsatz auf Sumatra nach dem Tsunami, Katastrophenhilfe bei lokalen und regionalen Unwettern oder bei nationalen Katastrophen wie im Sommer 2005, Vorbereitungen für einen der grössten Einsätze der letzten Jahre, den Einsatz an der Euro 08.

All diese Einsätze mussten zum Nutzen und zur Zufriedenheit der zivilen Behörden oder internationaler Organisationen durchgeführt werden. Alle waren erfolgreich. Ich sage das ausdrücklich so. Aber auch im Bewusstsein, dass wir in der Armee viele, vielleicht zu viele Baustellen haben. Die letzten Monate, Wochen und Tage waren leider überschattet von jenen Dingen, die nicht oder noch nicht rund laufen.

Als Chef der Armee haben sie in vielen Bereichen an der Schnittstelle zur Politik gearbeitet. In den Sicherheitspolitischen Kommissionen waren die Rüstungs-programme zu vertreten. Über Monate mussten Sie den Entwicklungsschritt 08/11 im Parlament und in der Öffentlichkeit erläutern und begründen.

Dazu kamen eine Fülle von Auftritten, Vorträgen in allen Landesteilen, Besuche ausländischer Armeen, der Empfang ausländischer Armeechefs in der Schweiz.

Und immer wieder Medienarbeit, in Form von Interviews, Medienkonferenzen, Zeitungsartikeln. Oft haben Sie kantig, unverblümt gesprochen. Die Sprache des Soldaten eben. Das ist von den einen geschätzt, von anderen weniger goutiert worden.

Die Armee geniesst - bei allen kurzfristigen Problemen - eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Das ist auch Ihr Verdienst, Herr Korpskommandant! Sie haben der Armee ein Gesicht gegeben - Ihr Gesicht. Und sehr, sehr Wissen, Können und Herzblut.

Ich spreche Ihnen dafür im Namen des Bundesrates, aber auch in meinem Namen und im Namen der Departementsleitung den verdienten Dank aus. Unsere Zusammenarbeit war auch für mich ein Gewinn.

Lieber Pilo, als Du vor fünf Jahren Generalstabschef geworden bist, hast Du den Steuerknüppel Deiner geliebten Flugzeuge aus der Hand gelegt. Nun wirst Du wieder fliegen und als Lehrer Deine reiche Erfahrung an junge Piloten weitergeben.

In gut zwei Wochen übergibst Du Deine hohe Verantwortung an Roland Nef. Ich wünsche Dir und Deiner Familie im neuen Lebensabschnitt alles Gute und jederzeit: Happy landing!

"Sie haben der Armee ein Gesicht gegeben - Ihr Gesicht!"