Die im Januar bisher gemessenen Temperaturen brachten gegenüber dem langjährigen Mittel Abweichungen von bis zu 8 Grad. Im Tessin wurden in der zweiten Januarwoche des Jahres 2007 Werte von 21°C gemessen, und auch nördlich der Alpen lagen die Temperaturen am 13./14. Januar 2007 vielerorts über 10°C.

Wie alle Temperaturextreme der letzten Jahre kann auch der bislang zu warme Winter 2006/2007 nicht als Beleg für den Klimawandel betrachtet werden. Aber die momentane Witterung gibt einen Vorgeschmack darauf, was eintritt, wenn sich das Klima weiter so erwärmt wie bisher. Klimaforscher prognostizieren tendenziell wärmere Winter, ein Ansteigen der Schneefallgrenze sowie eine Häufung extremer Wetterlagen.

Um den
Klimawandel bremsen zu helfen, hat sich die Schweiz im Rahmen des Kyoto-Protokolls international verpflichtet, ihren Treibhausgasausstoss bis 2012 um 8 % gegenüber dem Niveau von 1990 zu senken. Wichtigste Grundlage für die Umsetzung ist das
CO2-Gesetz. Auf internationaler Ebene sind zudem die Diskussionen angelaufen, mit welchen Massnahmen dem Klimawandel nach 2012 begegnet werden soll. In der Schweiz beauftragt das CO2-Gesetz den Bundesrat, dem Parlament rechtzeitig Vorschläge über weiter gehende Reduktionsziele zu unterbreiten.

Das Bundesamt für Umwelt erarbeitet zurzeit einen umfassenden Klimabericht, der alle Treibhausgasemissionen zum Gegenstand hat und dem Bundesrat voraussichtlich gegen Ende dieses Jahres unterbreitet werden soll. Die Arbeiten am Bericht legen den Grundstein für die mittel- und langfristige Klimapolitik des Bundesrates und sind sorgfältig abzustimmen mit den Fortschritten bei den internationalen Verhandlungen.

Temperaturschwankungen sind in der Natur grundsätzlich
nichts Ungewöhnliches. Die meisten Tier- und Pflanzenarten können damit umgehen. In Bezug auf den Wintersmog hat das wechselhafte Westwindwetter ohne längere Inversionslagen sogar positive Auswirkungen. Auf Gewässer und Wasserstände zeigten die warmen Temperaturen bisher keine Auswirkungen. Es werden auch keine erwartet, denn dazu sind die Niederschläge wichtiger als die Temperaturen.

Überblick über die Auswirkungen des warmen Wetters:

Wildtiere und Vögel

Der Winter ist für Wildtiere die Zeit, wo sie am härtesten um ihr Überleben kämpfen müssen: Einerseits verbrauchen sie mehr Energie für die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur und die Fortbewegung im Schnee, andererseits ist die Nahrung kaum zugänglich.

Für
Wildtiere und Vögel sind die derzeitigen milden Temperaturen nicht problematisch. Heikel für das Überleben wären späte Kälte- und Wintereinbrüche mit viel Schnee. Insbesondere den trächtigen
Weibchen würden dann Energieengpässe drohen, da sie ein Grossteil ihrer Ressourcen in den ungeborenen Nachwuchs investieren. Klassische Winterschläfer wie das
Murmeltier bleiben unbehelligt.

Bei
Igeln aber, die nur teilweise Winterschlaf halten, respektive ihre Aktivitäten und Körpertemperaturen herabsetzen, könnte der milde  Winter eine gesteigerte Aktivität und damit eine erhöhte Körpertemperatur hervorrufen. Dies könnte aufgrund eines möglichen Nahrungsmangels ein Energiedefizit verursachen.

Zugvögel, die nicht weit genug in den Süden gezogen sind, könnten dies bei Kälteeinbruch nachholen. Bereits brütende Vögel würden ihre Brut zwar verlieren, dies jedoch mit einer zweiten Brut kompensieren.

Wald

Die warmen Temperaturen führen dazu, dass in allen bewaldeten Lagen die
Böden nicht gefroren sind. Bei Holzererntearbeiten ist beim Befahren von Waldböden zu beachten, dass die Schadenanfälligkeit mit der Vernässung zunimmt.

Wenn als Folge der milden Temperaturen die Frosthärte zurückgeht, ist dies auch eine Gefahr für die Bäume. Ein plötzlicher Kälteeinbruch würde den Bäumen schaden, indem
Frostrisse entstehen, welche Pilzinfektionen begünstigen, oder die Wurzeln erfrieren.

Hält der milde Winter an, treiben die Bäume wahrscheinlich
verfrühte Knospen, welche von einem Spätfrost geschädigt würden. Der Baum muss dann mit einem zweiten Austrieb reagieren und reduziert sein Wachstum.

Gefahr von
Borkenkäfern droht bisher nicht, da sie erst erwachen, wenn die Temperaturen über einige Tage während mehreren Stunden auf 16 bis 18 Grad steigen und die Nächte mild sein müssten, was bisher nicht der Fall war.

Wintersmog und Feinstaub

Die
Immissionssituation betreffend Feinstaub war in den letzten Wochen im Vergleich zu vergangenen Winterperioden relativ tief. Überschreitungen des Immissionsgrenzwertes traten praktisch nur im Tessin auf. Grund für die tiefen Tageswerte im Norden waren starke Westwindlagen mit einigen Niederschlägen, weniger ausgeprägte Inversionslagen, sowie der durch die warme Witterung entsprechend geringere Heizbedarf.

Diese Situation kann sich aber bei einem Wechsel zu austauscharmen Wetterlagen schnell verschlechtern und sollte nicht dazu verleiten, zusätzliche Schadstoffe zu produzieren, z.B. mit dem Verbrennen von Ästen und Pflanzen in Garten oder Wald.

Trotz der momentan günstigen Witterung ist über das Jahr gesehen die
Feinstaubbelastung in vielen Teilen der Schweiz zu hoch. Damit die Grenzwerte eingehalten werden können, müssen der primäre und der sekundäre Feinstaub um die Hälfte verringert werden. Der Bund setzt auf dauerhaft wirksame Massnahmen und bekämpft im Rahmen des Aktionsplans Feinstaub insbesondere den Krebs erregenden Dieselruss.

Zu warmer Winter 06/07– Vorbote des Klimawandels?