Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrter Herr Direktor,
sehr geehrte Consigliera di Stato,
meine verehrten Damen und Herren aus Politik und Tourismus,
verehrte Gäste.

Gerne überbringe ich Ihnen die Grüsse des Bundesrates zum Ferientag 2008. Leider ist Ihr Ferientag kein eigentlicher Ferientag. Dabei wäre eine Frühlingswoche in Lugano am See doch so verlockend! Der Ferientag ermöglicht uns aber die Entwicklung des Ferienlandes Schweiz weiterzubringen.

Den Tourismus verbindet man nicht mit grossen Innovationen und vergisst, dass die Pioniere des 19. Jahrhunderts das Tourismusland Schweiz mit innovativen Ideen erfunden haben. Aus den kleinen Anfängen des Bergsteigens oder der Skifahrer entwickelten sich durch stetige Neuerungen und Spezialisierungen Sommer- und Winter-Destinationen von Weltruf - St. Moritz, Luzern, Ascona oder Interlaken sind heute Synonym für Erfolg im Tourismus.

Das sage nicht nur ich, sondern das World Economic Forum in Davos. Das WEF hat die Schweiz auf Platz 1 von 130 Tourismusländern gesetzt. Selbst die NZZ stellte vor wenigen Wochen kritiklos fest: „Der Travel and Tourism Competitiveness Report 2008 liest sich wie ein Werbesprospekt über die Schweiz." Und tatsächlich: Die Schweiz ist reich! Wir verfügen über wertvolle Kulturstätten sowie unberührte Landschaften, die Verkehrsinfrastruktur ist einwandfrei, die Sicherheitsstandards sind hoch. Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in ihrem Bereich, namentlich die renommierten Hotelfachschulen, sind unser Markenzeichen. Wer es in der Gastronomie an die Spitze bringen will, kommt nicht um die Schweiz herum.

Die Schweizer Touristiker haben zum Erbe Sorge getragen und gleichzeitig Neues entwickelt. Das Hotel Monte Rosa, das dem Erstbesteiger des Matterhorns Kost und Logis bot, steht den Gästen in Zermatt heute noch offen. Am Fusse des Gotthards entsteht eines der modernsten Ferienresorts der Alpen.Andermatt ist daran, einen grossen Schritt in die Zukunft zu machen. Und ich erachte es als für die Zukunft ausserordentlich wichtig, dass wir unsere Landschaften, die Stille der Berge schonen, sie erhalten und mit guter Luft, CO2-neutralen Tourismusstrukturen, diskretem Charme und grösstem Kundenservice auf uns aufmerksam machen.

Die Geschichte des Tourismus zeigt: Es sind einerseits einzelne herausragende Persönlichkeiten, die mutig Wege in die Zukunft aufzeigten, oft gegen erheblichen Widerstand.

Es sind anderseits aber die Leute an der Front, welche neue Ideen aufgreifen und umsetzen. Es braucht nicht nur grosse Ideen, gefragt sind auch Mut und Durchstehvermögen. Kurz, es braucht Kreativität, Einsatz, Unternehmertum.Der Staat spielt dabei eine wichtige Rolle im Innovationsprozess und Marketing.Mit dem Agrotourismus oder mit dem Innovationsprogramm „innotour" zur Verbesserung von Struktur und Qualität des Schweizer Tourismus-Angebots.

Dieses Programm hatte einen wichtigen Einfluss auf die Standardisierung der Informationstechnologie im Tourismus. Über die Internetplattform „mySwitzerland.com" können nun fast alle grossen und kleinen Tourismusangebote erreicht und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Der Prozess geht aber weiter. Das Vertriebsnetz muss noch wendiger werden. Es soll uns von der ausländischen Konkurrenz abheben.

Ein akutes Problem trägt den Namen „Ferienwohnungen". Wir haben entweder zu viele Wohnungen oder zu wenig Gäste. Dank innotour sind nun immerhin 20'000 Einheiten auf einer Plattform vereint. Sie können im Internet begutachtet, ausgewählt, reserviert und bezahlt werden. Eines der erfolgreichsten Projekte ist „Veloland Schweiz". Die Schweiz verfügt dank innotour auch über ein gesamtschweizerisches Netz von Kulturgüterwegen mit besonders hohem Qualitätsstandard. Heute ist dieses Projekt eine Nische, morgen vielleicht der grosse Renner.

Dass bei all diesen Erfolgen immer wieder Schwierigkeiten auftauchen, ist schon beinahe systembedingt. Gerade der kleingewerbliche Tourismus beispielsweise hat oft ein Qualitätsproblem. Die Qualität kann von Betrieb zu Betrieb, von Branche zu Branche stark schwanken. Damit wird die Qualitätssicherung zur Herausforderung. Auch hier zeigt innotour Lösungen auf: Das Qualitätsgütesiegel für den Schweizer Tourismus hat gut 4000 Betriebe verschiedener Branchen auf einen hohen Qualitätsstandard verpflichtet. Ich wünsche mir, dass diese innotour-Aktion auf eine breite Basis gestellt und von möglichst vielen Betrieben aufgenommen wird. Deshalb helfen wir auch weiterhin.

Meine Damen und Herren, trotz den vielen schönen Beispielen unterliege ich nicht dem naiven Glauben, der Staat verfüge über einfache Rezepte um den Innovationsprozess in Schwung zu bringen. Wir können mit dem Projekt „innotour" aber etwas bewegen. Wir haben ein unbürokratisches Innovationsprogramm entwickelt, das den Schwerpunkt auf den Output an der Front und nicht auf den Output am Bürotisch legt. Das wird auch vom Ausland anerkannt. Die OECD hat innotour als Flagship project of Switzerland bezeichnet - ein schönes Kompliment der wichtigsten internationalen Wirtschaftsorganisation.

Der Staat kann nur Hilfe leisten, wenn in einer Branche der Willen zur steten Verbesserung vorhanden ist. Ich habe den Eindruck, dass nicht nur der Wille, sondern auch Begeisterung erkennbar ist. Schweiz Tourismus tritt mit dem neuen, starken Slogan „Out of the Box!" an. Eine gute Idee mit viel Symbolik, die selbst wieder Ideen schafft. Sie, die Tag für Tag an der Front des Schweizer Tourismus tätig sind, sind angesprochen. Tauschen Sie hier am Ferientag neue Ideen aus, lancieren Sie kreative Programme, nutzen sie das Netzwerk.

„Out of the box" ist aber nicht nur eine Strategie des Tourimus. „Out of the box" zeichnet auch die Schweizerinnen und Schweizer aus, die seit Jahren immer wieder über die eigenen Grenzen hinausschauen und den Erfolg auch im Ausland suchen. Deshalb ist die Personenfreizügigkeit für unser Land sehr wichtig. Ich stelle den bekannten Slogan „Tourism must go both ways" in einen weiteren Zusammenhang und sage „labour too - must go both ways".Die Schweizer Wirtschaft und damit auch der Tourismus brauchen die Arbeitskräfte aus der EU, und die EU braucht unsere Talente, Spezialisten und unser Know-how.

Out of the box ist auch die passende Aufforderung an die Schweizer Landwirtschaft. Wir wollen es gemeinsam wagen, die Märkte für die Landwirtschaft weiter zu öffnen. Unsere Kühe, die hochwertige Käse- und Fleischproduktion sind ein Markenzeichen für die Schweiz und für den Tourismus. Dabei ist ein offener Markt mit der EU auch hier eine Chance. Mit einem abgestimmten Marketing könnten wir die Schweiz noch besser positionieren. Dazu dient das Freihandelsabkommen Schweiz-EU im Agrar- und Lebensmittelbereich. Das Abkommen wird Handelshemmnisse wie Zölle und nicht-tarifäre Hürden abbauen. Diese Öffnung stellt die Landwirtschaft vor erhebliche Herausforderungen. Deshalb muss der Freihandel schrittweise eingeführt und von flankierenden Massnahmen begleitet werden. Auch hier hat der Staat eine Verantwortung. Die Anstrengungen werden aber Früchte tragen, wie das Beispiel Österreichs zeigt.

Wenn ich mit ausländischen Gästen spreche, dann stelle ich immer wieder fest: Unser Tourismus ist eine wichtige Visitenkarte und steht für ein weltoffenes, gastfreundliches und qualitätsbewusstes Land. Damit nützt das gute Tourismus-image der ganzen Wirtschaft und der Schweiz.

Ganz speziell während der Euro08 sind Sie unser Aushängeschild - aber auch danach.

Ich danke Ihnen für Ihren Einsatz - gestern, heute und morgen!

Es gilt das gesprochene Wort !

Tourismus – Aushängeschild für den Wirtschaftsplatz Schweiz