Es gilt das gesprochene Wort!

Liebe Trauerfamilien,

Liebe Kameraden der Lufttransport-Sicherungskompanie 3,

Liebe Trauergemeinde!

Wir trauern um Obergefreiter Marc Burger. Er war 25 Jahre alt. Er konnte leider noch nicht geborgen werden.

Wir trauern um Fourier Christian Mühlebach. Er war 25 Jahre alt.

Wir trauern um Wachtmeister Robert Ovcar. Er war 33 Jahre alt.

Wir trauern um Oberwachtmeister Marc Waldispühl. Er war 27 Jahre alt.

Wir trauern um  Oberleutnant Patrick Wieland. Er war 27 Jahre alt.

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Wir verneigen uns vor fünf jungen Armeeangehörigen. Sie sind bei einem Unfall ums Leben gekommen, dessen Umstände uns alle fassungslos machen. Wir können mit letzter Sicherheit noch nicht verstehen, was passiert ist, wie es passiert ist, weshalb es passiert ist.

Die Vermutung liegt nahe, dass Fehler begangen wurden - sicher wissen können wir es noch nicht. Gefühle des Zorns sind verständlich. Die Ungewissheit und die Hilflosigkeit aber bleiben.

Wir erwarten eine rasche Aufklärung. Der Chef der Armee hat erste Massnahmen eingeleitet. Aber dies ist nicht die Stunde der Kritik. Dies ist nicht die Stunde der Vorverurteilung. Wir sind nicht die irdischen Richter. Und dem höchsten Richter werden wir nicht hier auf Erden begegnen.

Dies ist die Stunde der Trauer, der Tränen und der Stille.

Liebe Angehörige, im Namen des Bundesrates und in meinem persönlichen Namen als oberster politischer Verantwortlicher für unsere Armee spreche ich Ihnen mein Beileid aus.

Ich bedaure zutiefst, was passiert ist. Zum zweiten Mal innert eines Jahres ist die Armee von einem grossen Unglück heimgesucht worden.

Den Kameraden und Kadern der Lufttransport-Sicherungskompanie 3 zolle ich meinen Respekt. Sie haben diese schwierigen Tage kameradschaftlich und mit grosser Stärke bewältigt, und Sie haben Ihre militärischen Pflichten im Rahmen des Gesamtauftrages - eines verantwortungsvollen und wichtigen Auftrages - zuverlässig erfüllt. Dafür danke ich Ihnen.

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"Mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben", sagt Martin Luther in einem Kirchenlied. Unser Verstand kann mit dieser tiefen Wahrheit umgehen. Unser Herz aber will sie nicht wahrhaben.

Die Prüfung, vor die wir seit letztem Donnerstag gestellt sind, ist nach menschlichem Ermessen zu schwer. Niemand weiss, ob und wie wir sie bestehen werden. Zu viele Fragen, keine Antworten.

Es kann doch nicht sein, dass diese fünf Männer uns in der Blüte ihres jungen Lebens bereits verlassen müssen. Dass Eltern ihren einzigen Sohn verlieren. Dass glückliche Ehen nach wenigen Monaten zerrissen werden. Dass zwei Kinder ihren Vater nie kennen werden, der zwei Monate alte hoffnungsvolle Sven und ein noch Ungeborenes.

Als ob das Unglück nicht gross genug wäre, muss jede der fünf Familien mit menschlichen Tragödien  fertig werden, deren Ausmass wir nur erahnen können.

Es sind am letzten Donnerstag nicht nur Berge gewichen und Hügel hingefallen, wie es der Prophet Jesaia vorausgesagt hat. Nein, schlimmer noch: Für die Betroffenen ist die Welt zusammengebrochen.

In ihrem Gedicht "Welt-Ende" schreibt Else Lasker-Schüler: "Es ist ein Leiden in dieser Welt, als ob der liebe Gott gestorben wär, und der bleierne Schatten, der niederfällt, lastet grabesschwer."

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Wir beugen uns in Demut vor der Endlichkeit unseres Daseins und vor der Unendlichkeit des Schöpfers. Wir beugen uns vor den Grenzen unserer Ziele und Pläne.

Es mögen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, sagt Jesaia, aber meine Gnade soll nicht von Dir weichen und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen.

Dieses Wort bedeutet Hoffnung. Bedeutet Licht in tiefer Finsternis. Das Unglück darf nicht triumphieren! Demut und Trauer dürfen nicht dazu führen, dass wir im Unglück verharren.

Als Menschen haben wir Pflichten, auch und gerade in existentiellen Krisen wie dieser. Dabei fallen uns unterschiedliche Pflichten zu.

Als militärisch Verantwortliche haben wir die Pflicht, rasch und gründlich abzuklären, weshalb die fünf Kameraden ums Leben gekommen sind. Wir haben die Pflicht, Lehren zu ziehen und Vorkehrungen zu treffen, wie solche Dramen verhindert werden können. Dafür stehen wir im Wort, ich und die höchsten Verantwortlichen der Armee.

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Als Mitmenschen haben wir aber vor allem die Pflicht und die Aufgabe, für jene da zu sein, die ihren liebsten Menschen verloren haben. Das ist es, wozu wir aufgerufen sind: Den Schmerz aushalten - die Hand reichen - da sein - zuhören - die Tränen trocknen.

Nicht nur heute und morgen und in einem Jahr, als Angehörige und Nahestehende bis ans Ende unserer Tage.

Das heisst auch: Nicht stehen bleiben, sondern sich der Zukunft stellen - nicht ins Dunkel abgleiten - sondern einander begleiten. Nur so besiegen wir die Hoffnungslosigkeit.

Nur so können wir auf leichtere Zeiten hoffen. Mit unserem Da-sein begleiten wir die Familien, bis eines fernen Tages die Trauer über den Verlust von Marc Burger, Christian Mühlebach, Robert Ovcar, Marc Waldispühl und Patrick Wieland abgelöst werden kann durch die schönen Erinnerungen an sie als Söhne, Lebenspartner und Freunde.

Liebe Trauerfamilien, wir werden Sie nicht allein lassen. Und wir werden unsere fünf Kameraden nicht vergessen.

Ich wünsche Ihnen die Kraft, die Trauer auszuhalten und den langen Weg neben dem sinnlosen Tod einherzugehen. Ich wünsche Ihnen den Mut, dass Sie Ihre lieben Verstorbenen nicht dem Tod überlassen. Behalten Sie Ihre Lieben im Herzen. Ich wünsche Ihnen die Hoffnung, dass Sie es erfahren können: Es gibt ein Leben nach dem Tod, auch nach dem Tod Ihrer Lieben.

Ich wünsche Ihnen alles Gute. Alles Gute - denn: Mitten im Tod sind wir vom Leben umgeben.

Da-sein, die Hand reichen, zuhören, die Tränen trocknen