Es gilt das gesprochene Wort!

Liebe Trauerfamilien,
Liebe Angehörige der Lufttransport-Sicherungskompanie 3,
Liebe Trauergemeinde

Traurig und erschüttert stehe ich vor Ihnen.

Traurig und erschüttert muss ich heute mit Ihnen Abschied von vier und - leider - wahrscheinlich fünf jungen Kameraden nehmen.

Liebe Trauerfamilien

Es fällt mir unglaublich schwer, in dieser Ohnmacht die richtigen Worte zu finden. Es gelingt mir nicht.

Ich will Ihnen helfen und zur Seite stehen. Die Armee wird ihre Verantwortung Ihnen gegenüber wahrnehmen. Ich bin mir dieser Verantwortung sehr bewusst.

Unter anderem stellen wir sicher, dass Sie nicht nur heute, sondern auch in Zukunft eine Ansprechperson haben werden, an die Sie sich mit allen Anliegen wenden können. Zur Zeit sind wir daran, diese Person zu bestimmen und die Organisation festzulegen.

Und ich verspreche Ihnen, dass ich mich mit aller Kraft und nach bestem Wissen und Gewissen für die vorbehaltlose Aufarbeitung dieses Unglücks einsetze.

Liebe Angehörigen der Lufttransport-Sicherungskompanie 3

Sie leisten Ihren Dienst im Rahmen der EURO 08 als Sicherungskompanie auf den Flugplätzen und Helistandorten Alpnach und Dübendorf.

Sie sind Teil der Lufttransportabteilung 3. Gemeinsam mit dem Lufttransportgeschwader 3 stellt diese Abteilung die Helikopterleistungen für die EURO 08 sicher, für die Armee und die Polizei.

Im Rahmen dieser Aufgaben sind Sie im Schichtbetrieb ausgelastet, Ihr Standort im rückwärtigen Raum ist Wimmis.

Sie trauern um Ihre Kameraden und Kollegen und müssen dieses Unglück verarbeiten.

Das geht nicht ohne gute Kameradschaft. Kameradschaft ist der Kitt, der eine Kompanie zusammenhält - in guten und in schlechten Zeiten. Sie haben diese Kameradschaft in diesen Tagen unter Beweis gestellt.

Ich wünsche mir, dass Sie diese Kameradschaft über den Entlassungstag hinaus pflegen. Reden Sie miteinander, helfen Sie einander bei der Aufarbeitung dieser schweren Stunden, bleiben Sie miteinander in Kontakt. Tragen Sie Verantwortung füreinander.

Diese Kameradschaft wünsche ich Ihnen.

Der Betreuungsdienst der Armee ist auch nach Ihrer Entlassung aus dem Wiederholungskurs für Sie da. Der Kontakt wird mit einer Taschenkarte sichergestellt, diese Taschenkarte erhalten Sie bis zum Ende des Wiederholungskurses. Das hat mir die Luftwaffe zugesichert.

Meine Gedanken sind heute auch bei den Verletzten und bei allen Angehörigen der Kompanie. Ich schliesse sie in meine Gebete ein.

Liebe Trauerfamilien
Liebe Kameraden
Liebe Trauergemeinde

Glauben ist nie Wissen.

Glauben ist immer Hoffen.

Glauben ist immer Vertrauen.

Im Brief des Paulus an die Römer lesen wir dazu:

„Keiner von uns lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber: leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn.“

Diese Worte verhindern weder unsern Schmerz noch unsere tiefe Ohnmacht über das Geschehene.

Sie möchten uns jedoch ein Stück Hoffnung und Licht geben, und uns daran erinnern, dass wir daran glauben dürfen, dass unser Leben letzten Endes immer in der Hand Gottes geborgen ist, nicht nur in dieser Welt, sondern erst recht auch dann, wenn wir aus unserem irdischen Leben herausgerissen werden.

Wir dürfen uns in unserem Schmerz an Menschen halten, die - auf eine für uns unfassbare Weise - Zeugnis von ihrem Glauben und von ihrem Hoffen und Vertrauen abgelegt haben.

Ein solcher Mensch, zu welchem ich meine Trauer heute tragen will, ist Dietrich Bonhoeffer.

Dietrich Bonhoeffer war Theologe und engagierte sich im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Er wurde ein Monat vor Kriegsende hingerichtet.

Im Gefängnis und in Klarheit über die Hoffnungslosigkeit seiner Situation hat er im Dezember 1944 das folgende Gedicht geschrieben; als Trost für seine Verlobte, seine Eltern und Geschwister.

Ich möchte mit seinen Worten schliessen:

„Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr;

Noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das Du uns geschaffen hast.

Und reichst Du uns den schweren Kelch, den bittern,
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus Deiner guten und geliebten Hand.

Doch willst Du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann woll’n wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört Dir unser Leben ganz.

Laß warm und hell die Kerzen heute flammen
die Du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen!
Wir wissen es, Dein Licht scheint in der Nacht.

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so laß uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all Deiner Kinder hohen Lobgesang.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiß an jedem neuen Tag.“

Trauerrede des Chefs der Armee anlässlich der Feier für die Opfer und den Vermissten des Unglücks auf der Kander