Wie der Mensch ist auch der Ohrwurm ein Allesfresser, natürlich unterscheiden sich seine kulinarischen Vorlieben stark von den unsrigen: Birnblattsauger und Blutläuse sind seine Leibspeise - zwei schwer bekämpfbare Schädlinge auf Apfel- und Birnbäumen. Versuche an der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW zeigen, dass eine starke Ohrwurm-Population diese Schädlinge effizient in Schach halten kann. So können teure und zeitaufwändige Bekämpfungsmassnahmen gegen Birnblattsauger und Blutläuse ganz oder teilweise eingespart werden. Zudem lassen sich dank Ohrwürmern Ertrags- und Qualitätseinbussen verhindern.

Ohrwürmer gezielt ansiedeln

Fehlen Ohrwürmer in einer Obstanlage, ist eine Übersiedlung dieses Nützlings von Hochstammbäumen in moderne Obstanlagen möglich. Dabei ist ein Trick nötig: Um den Stamm des Hochstammbaums Wellkarton festbinden oder Tontöpfe und Kaffeefilter mit Holzwolle füllen und in die Baumkrone hängen - diese Orte gelten unter Ohrwürmern als Luxus-Wohnungen und werden gerne tagsüber als Versteck genutzt. Da Ohrwürmer gesellige Tiere sind, tummeln sich mehrere Dutzend in diesen künstlichen Verstecken und lassen sich so einfangen. Dann kann man sie von einem Hochstammbaum in die Obstanlage transportieren.

Voraussetzung für den Erfolg einer Ohrwurmansiedlung ist, dass in und um die Obstanlagen herum optimale Lebensbedingungen geschaffen werden - genügend natürliche und künstliche Verstecke sowie Pflanzenschutzmassnahmen, die schonend für die Ohrwürmer sind.

Bei guten Lebensbedingungen vermehren sich die nachtaktiven Tiere in der Obstanlage. Die Weibchen umsorgen ihre Eier und frisch geschlüpften Larven während des Winters und bis zum Ende des Frühlings in kleinen Erdhöhlen. Ab Mai/Juni gehen alte und junge Ohrwürmer nachts auf die Jagd in die Obstbäume - und sind so wichtige Helfer in der Landwirtschaft und im Garten.

Mit Ohrwürmern gegen Obst-Schädlinge