Seit 15 Jahren nehmen die Wildschweinabschüsse in der Schweiz stetig zu. Die Jäger setzen sich verstärkt ein, um dieses bei den Landwirten wenig beliebte Tier in Schranken zu halten. Die steigenden Abschusszahlen weisen aber auch auf zunehmende Bestände hin. Zudem erobert das Wildschwein in der Schweiz neue Lebensräume: Einzelnen Tieren gelingt es, die A1 zu queren und südlich dieser Barriere neue Populationen aufzubauen. In den Bergen steigt das Wildschwein immer höher hinauf – sogar bis über die Waldgrenze. Auf die Ausbreitung und Vermehrung dieser wanderfreudigen Tiere deutet auch die zunehmende Zahl der überfahrenen Wildschweine hin. Im Jahr 2000 wurden 382 Wildschweine von Autos getötet, 111 mehr als im Jahr zuvor. Viele Wildschweine machen nicht nur mehr Schaden auf Äckern und Weiden, hohe Dichten erleichtern auch die Übertragung von Krankheiten. Vor drei Jahren fielen der Schweinepest im Tessin viele Wildschweine zum Opfer. Verlässliche Zahlen über die Bestandesentwicklung der heimlichen Schweine gibt es keine.

Schwierige Jagd auf schlaue Sauen

Die Jagd auf Wildschweine ist sehr aufwändig und anspruchsvoll. Sie ist aber die effizienteste und nachhaltigste Regulationsmethode. Um ein einziges Wildschwein zu erlegen, muss ein Sauen-Jäger mindestens 50 Stunden aufwenden. Nach dem Bundesjagdgesetz sind Jungtiere dort, wo Schäden auftreten das ganze Jahr jagdbar, erwachsene Tiere von Anfang Juli bis Ende Januar. Die Kantone können diese Jagdzeiten verkürzen. Schon einjährige Tiere können Junge bekommen. Muttertiere (Bachen) müssen aber unbedingt geschont werden. Verliert eine Wildschweinrotte die führende Bache, zerstreuen sich die führungslosen Tiere weit herum und verursachen vermehrt Schäden. Speziell ausgebildete Jäger dürfen zum Teil auch in der Nacht mithilfe von Scheinwerfern jagen. Trotz des hohen Jagddrucks sollten die Tiere aber möglichst wenig gestört werden, sonst nehmen die Schäden zu. Intensive Jagdphasen müssen durch Ruhephasen abgelöst werden. Die Jagd soll grossräumig und über die Kantonsgrenzen hinweg geplant werden. Die Jäger spüren ihren Erfolg oder Misserfolg auch finanziell, denn sie bezahlen den Landwirten die Schäden an den Kulturen direkt oder über das Jagdpatent respektive die Revierpacht.

Mit der Jagd allein können die Schäden nicht völlig verhindert werden. Auch die Landwirte haben ihren Teil beizutragen. Besonders beliebt ist bei den Wildschweinen der Mais. Maisfelder sollten deshalb nicht bis an den Waldrand gepflanzt werden. Elektrozäune sind zwar ziemlich wirksam gegen Wildschweine, doch der Aufwand, um sie aufzustellen und zu kontrollieren ist meist grösser, als der Schaden, den sie verhindern.

Nur keine Schweinepest

Die Fachleute rätseln über die Gründe, die trotz des erhöhten Jagddruckes zu grösseren Wildschweinpopulationen führen,. Der Maisanbau hat in den letzten Jahren nicht mehr weiter zugenommen. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit den häufigeren Mastjahren bei Buchen und Eichen, das sind Jahre in denen diese Bäume besonders viele Früchte entwickeln. Eicheln und Buchennüsschen sind sehr nahrhaft und beliebt bei den Wildschweinen. Die häufigeren schneearmen Winter haben die Jagd zusätzlich erschwert: im Schnee wären die Spuren der Wildschweine besser sichtbar.

Das BUWAL wird in nächster Zeit Arbeitsgruppen einsetzen, um mit allen interessierten Kreisen die Probleme rund um das Wildschwein zu besprechen und die Massnahmen zu koordinieren. Ziel ist es, die Dichte der Wildschweine und die Schäden in der Landwirtschaft zu senken. Die Jäger und die Landwirte werden informiert, wie sie diese Ziele zusammen erreichen können. Für den Fall eines Ausbruches der Schweinepest wird zusammen mit dem Bundesamt für Veterinärwesen ein Massnahmenplan und ein Überwachungssystem vorbereitet. Da die Schweinepest sich auch bei Hausschweinen verbreiten kann, ist das Schadenspotential dieser Krankheit sehr gross.

Eidgenössische Jagdstatistik 2000: Die Abschüsse von Wildschweinen erreichen einen neuen Rekord