Heute ist ein Tag der Freude; heute dürfen wir Medaillen und Berufs-Europa- und Schweizermeister feiern. In den vergangenen 12 Monaten wurden in über 30 Berufen die Besten erkoren. Heute stehen rund 100 Medaillengewinnerinnen und -gewinner auf der Bühne. Erstmals dabei sind auch Medaillengewinner der EuroSkills.

Ich danke insbesondere den vielen jungen Leuten für Ihren Einsatz und für Ihre Leistung. Sie sind Vorbilder und Sie zeigen, zu was unsere Jugend fähig ist. Das ist Werbung für Swissness, für Swiss-Quality vom Feinsten.
Ich danke allen Unternehmerinnen und Unternehmern dafür, dass sie
unserer Jugend nicht nur die Chance zur Berufsausbildung, sondern mit Ihrem
Engagement auch Raum für Spitzenleistungen schaffen.
Ich danke allen Ausbildnern - in den Berufsschulen und in den Lehrbetrie-ben - für Ihre Leidenschaft, mit der Sie sich für die Jugend und für ihren Beruf einsetzen.
Ich danke schliesslich den Eltern für ihre Unterstützung. Sie dürfen stolz auf die Leistungen ihrer Kinder sein.

Dass wir immer wieder herausragende Leistungen feiern dürfen, ist auf unser einzigartiges Bildungssystem zurückzuführen. Wir ernten heute, was wir früher gesät haben:

Über 200‘000 Lernende werden in rund 90‘000 Lehrbetrieben ausgebildet.
Im Vergleich zum Vorjahr wurden 9‘000 Lehrstellen oder 11% mehr
angeboten. Die Anzahl Jugendlicher ohne Lösung vor Ende der Schulzeit und Jugendlichen in Warteschlangen (2008: 21‘500 gegenüber 2007: 24‘500) haben abgenommen.
Der Einsatz von Lehrstellenförderern wurde ausgebaut, die Anschubfinanzierung von Lehrbetriebsverbünden forciert und die Bereitstellung von
zielgerichteten Brückenangeboten intensiviert.
Dass unsere Berufsbildung top ist, zeigt der heutige Gastgeber. Die Bühler AG setzt auf die duale Berufsbildung; über 400 Lernende weltweit, davon 290 in der Ostschweiz.

Die Berufsbildung erfüllt zwei wichtige Aufgaben.

Erstens: Sie ermöglicht den Jugendlichen den Einstieg in die Arbeitswelt. 2/3 der Jugendlichen wählen diesen Weg. Das Spektrum der über 250 Berufe ist breit: vom anspruchsvollen Polymechaniker bis zu Berufen mit zweijähriger Grundbildung (Schreinerpraktiker, Detailhandelsassistentin etc.). Wer einen dieser Abschlüsse in der Tasche hat, ist mobiler auf dem Arbeitsmarkt und kann sich an Entwicklungen besser anpassen und sich weiterbilden.
Zweitens: Die Berufsbildung sorgt für den Nachwuchs an qualifizierten
Fachkräften. Wir orientieren uns an den benötigten Qualifikationen und an den verfügbaren Arbeitsplätzen. Deshalb haben wir im internationalen
Vergleich eine der tiefsten Jugendarbeitslosigkeitsquoten. Bei uns müssen sich qualifizierte Berufsleute nicht mit 1-Euro-Jobs über Wasser halten. (z.B. Uni-Absolventen als Taxi-Fahrer).

Liebe Medaillengewinnerinnen und Medaillengewinner, Ihr Erfolg zeigt mir: Wir sind auf dem richtigen Weg. Sie behaupten sich in einer immer härteren Konkurrenz; die Spitze wird immer enger. Deshalb dürfen wir nicht locker lassen; die Jugendlichen in ihren Anstrengungen zur Ausbildung; die Arbeitgeber in der Bereitstellung von Ausbildungsplätzen; die Politik in der Verbesserung der Rah-menbedingungen.

Im engeren Bereich der Berufsbildung bedeutet dies:

Die Abschlussquote auf Sekundarstufe II von knapp 90 auf 95% zu erhöhen. Neue Berufsfelder sind zu eruieren - etwa im Dienstleistungs- oder im Lebensmittelbereich. Wir müssen dem Strukturwandel der Wirtschaft Rechnung tragen, indem wir neue Berufe in neuen Wirtschaftszweigen entwickeln und so Nachwuchskräfte für die Wirtschaft der Zukunft bereit stellen.
Ausbildungschancen für schulisch Schwächere sind weiter zu verbessern (Case Management - individuelle Begleitung).
Praxiserfahrung und Weiterbildung ist anzuerkennen.
Durch die Berufsmaturität ist der Zugang zu Fachhochschulen und damit die Karrierechancen vom Werkbank an die Universität weiter zu verbessern.
Rahmenbedingungen für die Berufsbildung sind durch einen weiteren Abbau der Bürokratie zu verbessern.
Betriebe dürfen - gerade in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten - nicht an der Ausbildung sparen. Lehrlinge lohnen sich: Über alle Branchen und Lehrberufe hinweg resultiert ein Nettonutzen für die Lehrbetriebe von rund 400 Millionen Franken.

Über die Berufsbildung hinaus gilt es:

Das berufliche Know-how - insbesondere von Frauen - durch die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und durch steuerliche Massnahmen kann man noch besser ausschöpfen.
Den Nachwuchs in naturwissenschaftlichen-technischen Berufen fördern - an der Innovationskonferenz (6. November 2008) haben wir einen Anstoss
gegeben, um Begeisterung für solche Berufe zu wecken und damit den
Fachkräftemangel in diesem Bereich zu bekämpfen.
Die Möglichkeiten der Personenfreizügigkeit auszuschöpfen, um den
„hauseigenen" Mangel an Fachkräften zu überbrücken und gleichzeitig unseren hochqualifizierten Berufsleuten Arbeitsperspektiven im europäischen Ausland zu bieten. Deshalb: Ja am 8. Februar 2009!

Fazit

Ich bin stolz auf die Leistungen unserer Berufsleute und auf unsere Berufsbildung. Ein Blick ins Ausland - fokussiert an den jeweiligen Berufsmeister-
schaften - und auf die wirtschaftlichen Perspektiven zeigen mir aber:

Wir dürfen uns in der Berufsbildung keine Denkpause leisten, sondern müssen das System konsequent verbessern; nicht verbürokratisieren.
Lehrstellen dürfen nicht Rentabilitätsüberlegungen geopfert werden. Wer heute bei der Ausbildungen der Jugend spart, darf sich morgen nicht über den Fachkräftemangel beklagen.
Fachkräfte sind vorwiegend bei hochqualifizierten und spezialisierten
Berufsgattungen zu fördern.
Ein Ja zur Personenfreizügigkeit am 8. Februar 2009 ist zwingend, wenn wir die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für unsere Berufsleute nutzen wollen; gut ausgebildete Schweizer sind gefragt - auch im Ausland.

Ich hoffe, dass wir in der sich abzeichnenden schwierigeren wirtschaftlichen Lage im Interesse der Jugend und der Wirtschaft zusammenarbeiten, Lehrstellen nicht abbauen und diese auf den künftigen Wandel der wirtschaftlichen Bedürfnisse (Dienstleister) ausrichten. Wo angezeigt werden wir die nötigen Massnahmen ergreifen; im Rahmen der Stabilisierungsmassnahmen haben wir bereits die Kreditsperre für Bildung und Forschung aufgehoben.

Berufs-Europa- und -Schweizermeister sind für mich der lebendige Beweis für die hohe Qualität unserer Berufsbildung. Wie ein Spitzensportler müssen wir uns hier weiter fit halten, um an der Weltspitze dabei zu sein. Deshalb haben Bund, Kantone und die Organisationen der Arbeitswelt heute an der Lehrstellenkonferenz auch ein besonderes Augenmerk auf Massnahmen zur Behebung des aktuellen Fachkräftemangels gelegt.

Ich bin überzeugt: Unsere jungen Berufsleute sind fit für die Berufs-
weltmeisterschaft 2009 in Kanada. Ich drücke den Teilnehmenden schon heute die Daumen.

Es gilt das gesprochene Wort !

Ehrung der Medaillengewinner-Innen: Schweizer und europäische Berufsmeisterschaften