Sehr geehrter Herr Präsident des Stiftungsrates,
sehr geehrter Herr Direktor,
sehr geehrte Herr Regierungsräte,
sehr geehrte Frau Stämmer,
sehr geehrte Damen und Herren aus Politik und Wirtschaft,
liebe Festgemeinde.

Es ist mir eine Freude, der Schweizerischen Hotelfachschule Luzern im Namen der Landesregierung die Glückwünsche zum hundertjährigen Jubiläum zu überbringen. Damit verbinde ich die grosse Anerkennung für die Arbeit der SHL zum Wohle der Gastronomie – nicht nur der schweizerischen.

Denn aus Ihrer Schule sind in diesen 100 Jahren Persönlichkeiten hervorgegangen, die in der Hotellerie rund um den Globus Geschichte geschrieben haben. Persönlichkeiten, die der damaligen „dienstbotliche Hülfsgesellschaft“ zu einer Institution mit Weltruf verholfen haben. Heute ist Luzern zusammen mit Lausanne DIE gastronomische Kaderschmiede. Deshalb eignet sich dieses Jubiläum ganz besonders für einen Blick zurück – nicht in den Rückspiegel, sonst verliert man die Zukunft aus den Augen, sondern ein Blick zurück auf die Errungenschaften der Vergangenheit, um daraus für die Zukunft zu lernen.

Ohne die SHL-Leistungen der letzten 100 Jahre hier rekapitulieren zu wollen, stelle ich fest:

Mit ihrem Ruf und ihrer Leistung trägt die Hotelfachschule Luzern wesentlich zum Image der Schweiz als gastfreundliche, qualitätsbewusste und weltoffene Tourismusdestination bei.
Vielen Hotels in der ganzen Welt stehen Direktoren vor, die ihre Ausbildung in der Schweiz genossen haben; Sie exportieren Knowhow und Bildung, Gäste kommen zurück.
Mit Ihrem Bildungsangebot tragen Sie zur volkswirtschaftlichen Stellung bei, dass der Schweizer Tourismus in der Exportstatistik den 4. Platz einnimmt; rund 225‘000 Personen beschäftigen kann und Gesamteinnahmen von über 24 Milliarden Franken generiert.

Wo wären wir, hätten wir nicht unsere Touristen? Dank ihnen haben wir ein „angenehm Gemisch von Bergen, Fels und Seen“ erobert, wie es Albrecht von Haller 1729 umschrieb, als die Alpen für viele Menschen noch abschreckend wirkten. Später genoss Queen Viktoria hier in der Zentralschweiz die Gastfreundschaft und jener Winston Churchill, der einmal behauptet hat „never do sports“, kletterte sogar auf die Dufourspitze.

Wo wären wir, hätten wir nicht unsere grossen Hoteliers? Der Walliser Cäsar Ritz oder der Obwaldner Bucher-Durrer haben den guten Ruf unserer Gastronomie in die Welt hinaus getragen. Sie alle und noch viele mehr haben die Schweiz zur Wiege des modernen Tourismus gemacht.

Trotz dieser hervorragenden Leistungen glichen die letzten Jahrzehnte auch im Schweizer Tourismus oftmals einem Wechselbad der Gefühle. Den Boom-Jahren Anfang des 20. Jahrhunderts folgte eine lange Durststrecke vom ersten Weltkrieg über die Weltwirtschaftskrise und den zweiten Weltkrieg.

Aus diesen bewegten Zeiten ging das noch heute bestehende tourismuspolitische Instrumentarium hervor. 1917 wurde auf Initiative der Hotellerie und der Bahnen eine Organisation für das Reisezielmarketing geschaffen – heute als Schweiz Tourismus unverzichtbar. Im gleichen Jahr wurde auch die Vorgänger-Organisation der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit gegründet. Sie sorgte für Restfinanzierungen und wurde erst vor wenigen Jahren den neuen Gegebenheiten des Kreditmarktes angepasst.

Der Hochkonjunktur folgte in den 90er Jahren erneut eine Baisse. Die Wirtschaft steckte in einer Krise; die Schweiz wurde für In- und Ausländer zu teuer; die Touristen zogen an fremde, billigere Strände.

Dieser Asche ist unsere Hotellerie allerdings in den Folgejahren wie ein Phönix entstiegen. Die Schweiz ist zu einem attraktiven „place-to-be“ geworden. Die Schweizer Hoteliers bieten überdurchschnittliche Leistungen. Mit gesteigertem Komfort, hohen Service- und Erlebnisstandards sowie effizientem Wirtschaften haben viele den harten Strukturwandel überstanden. Die Hotelübernachtungen übertrafen die 37 Millionen-Grenze. 2008 war ein absolutes Allzeithoch, das auch als Leistungsausweis unserer Hotelerie gewertet werden darf.

Fazit: Wirtschaftliche schwierige Zeiten schlagen sich auch im Tourismus nieder. Der Tourismus reagiert sehr empfindlich auf alle konjunkturellen Ausschläge. Da gibt es keine Auftragsbestände, die Gäste bleiben sofort aus.

Verglichen mit dem Rekordjahr 2008 erwarten wir für dieses Jahr einen deutlichen Rückgang der Hotelübernachtungen, der sich auch 2010 fortsetzen wird.Obwohl die Arbeitslosenquote im Gastgewerbe besonders hoch ist, stelle ich erfreut fest, dass beispielsweise Absolventen der Hotelfachschule Luzern auch in diesen harten Zeiten sehr gefragt sind.

Das zeigt mir: Die Schweiz generell und das Schweizer Gastgewerbe haben eine gute Ausgangslage, um auch diese Krise zu überstehen.

Qualität ist entscheidend und ein Markenzeichen für die Schweiz. Aus- und Weiterbildung ist deshalb zentral. Das gilt auch für die Hotellerie.
Neben Natur und einer intakten Umwelt haben wir eine exzellente Verkehrsinfrastruktur und hohe Sicherheitsstandards.
Im Seilziehen zwischen Massen und Individualisten setzen wir auf den Individualtourismus – klein und fein.
Wir bieten echte Werte statt Scheinwelten; wir bieten Natur, Authentizität und Kultur statt Glitzer und künstliche Welten.

Das Resultat dieser Tourismuspolitik lässt sich sehen: Wir belegen – vor Österreich, Deutschland und Frankreich – den ersten Platz im renommierten Travel and Tourism Competitivness Index des World Economic Forums.

Trotz dieser guten Ausgangslage müssen wir am Ball bleiben.
Weil die Konkurrenz nicht schläft, muss:

das Verhältnis von Preis und Leistung – der Service – noch besser werden; jeder Tourist sollte so fühlen dürfen, wie damals Queen Viktoria;
in Know-how und Gastfreundschaft investiert werden.

Es lohnt sich, mehr als nur einen Franken in den Tourismus zu investieren – für Sie als Unternehmer und für den Staat. Über die rein finanzielle Unterstützung hinaus ist der Staat verpflichtet, die Rahmenbedingungen so zu optimieren, damit Tourismuskonzepte der Zukunft erarbeitet werden können. Wir haben dafür zu sorgen, dass die politische Lage stabil bleibt, die Verkehrsinfrastrukturen funktionieren, Landschaften gepflegt oder attraktive Kulturdenkmäler erhalten werden. Anreize für die Modernisierung des Angebotes, für eine stärkere Zusammenarbeit der Leistungsträger und für die Imagepflege der Schweiz als Tourismusland sind gezielt zu setzen – ein Mix zwischen High-Tech-Land und Ballenberg-Romantik ist anzustreben. Diesen Überlegungen folgend hat der Bundesrat bereits vor drei Jahren Schweiz Tourismus mit 191 Millionen Franken für die Jahre 2008-2011 refinanziert.

Das Bundesgesetz über die Förderung von Innovation und Zusammenarbeit im Tourismus wurde um 4 Jahre verlängert und mit 21 Millionen Franken ausgestattet. Und im Zusammenhang mit den Massnahmen zur Stabilisierung der Konjunktur hat der Bundesrat zur Finanzierung einer Tourismusmarketing-Offensive von Schweiz Tourismus weitere 12 Millionen Franken bereitgestellt.

Hoteliers, Gastronomen, Touristiker ihrerseits müssen in die Bildung und in die Berufsbildung investieren – ganz besonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.
Denn wer die Zukunft aktiv und innovativ gestalten will, der muss heute die Ärmel hochkrempeln und darf nicht auf den nächsten Aufschwung warten. Der Tourismusmarkt wird sich mit der Globalisierung weiter verändern. Das heute schon gute Bildungs- und Weiterbildungsangebot muss vorausschauend, den ständigen wachsenden Forderungen von Gast und Wirtschaft angepasst werden. Hier sind Angebote der Höheren Fachschulen besonders wichtig und wertvoll.

Es braucht neue Denkansätze, weil sich die Bedürfnisse der Kunden und auch die Kunden selber ändern. Es braucht neue Handlungsmuster für Gäste, die sich zunehmend situativ entscheiden, individuelle Betreuung erwarten und steigende Ansprüche haben. Es braucht ein neues Verhalten beispielsweise gegenüber der Umwelt, weil auch dem Gast Nachhaltigkeit immer wichtiger ist.

Hier sind Hotelfachschulen heute mehr denn je gefordert:

Suchen Sie die noch engere Zusammenarbeit mit den Berufsverbänden und anderen Bildungsanbietern.
Fördern Sie interdisziplinäres Denken und Handeln.
Wagen Sie den Blick über den eigenen Tellerrand.
Holen Sie sich Know-how aus allen Sparten der Berufswelt.

Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen für Ihr Engagement. Wer 100 turbulente Jahre erfolgreich überstanden hat, der wird auch diese Krise – wie alle anderen zuvor – grundsätzlich als produktiven Zustand sehen und zu nutzen wissen.

Es gilt das gesprochene Wort !

Über den Tellerrand hinaus die Zukunft gestalten