Im Rahmen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise sprachen sich die G10-Minister für einen erfolgreichen und schnellen Abschluss in allen Bereichen des Gesamtpakets bis 2010 aus, wobei für die Landwirtschaft der erste Schritt eine Einigung bei den Modalitäten bedeutet. Sie bekräftigten ihren Willen zu einem starken multilateralen Handelssystem und zu offenen Märkten als zwei wichtige Instrumente, um die Weltwirtschaftskrise zu überstehen.

Die G10-Minister wussten die Fortschritte in den Landwirtschaftsverhandlungen zu schätzen, die bis jetzt erzielt wurden, und ermutigten den Vorsitzenden der Agrarverhandlungen, Botschafter David Walker, die gute Arbeit auf transparente und die Mitgliedsstaaten einbeziehende Weise fortzusetzen. Sie zeigten Vertrauen in die Fähigkeiten des Vorsitzenden, die verbleibenden Differenzen zwischen den Positionen der WTO-Mitglieder überbrücken zu können. Trotzdem drückten die G10-Mitglieder Besorgnis über den fehlenden substantiellen Fortschritt in vielen anderen Bereichen der Doha-Runde seit Dezember 2008 aus. Sie betonten, dass von den Mitgliedern noch ernsthaftere Anstrengungen unternommenen werden müssten, um ein ausgewogenes Ergebnis über die verschiedenen Bereiche des Gesamtpakets hinweg erreichen zu können. An die gemeinsamen Ziele des Abschlusses der Doha-Runde im 2010 appellierend forderten die G10-Minister die anderen Minister auf, eine Bestandsaufnahme in den ersten Monaten des Jahres 2010 in Betracht zu ziehen.

Die G10-Minister anerkannten das steigende Bewusstsein der WTO-Mitglieder, die Nahrungssicherheit bei den Disziplinen im Handel mit Agrargütern zu berücksichtigen. Sie verwiesen auf die Bedeutung sowohl von offenen Märkten als auch von einer Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion und Produktivität unter Berücksichtigung der vielfältigen Bedingungen in den einzelnen Ländern, wie sie am FAO-Welternährungsgipfel in Rom bestätigt wurden, und bekräftigten somit die Haltung der G10 bezüglich nicht handelsbezogener Anliegen. Die G10-Minister machten darauf aufmerksam, dass die G10-Mitglieder immer guten Willens waren, eine vernünftige Ausgewogenheit zwischen einer durchgehenden Liberalisierung der Landwirtschaftsmärkte und dem Bedürfnis, den verschiedenen inländischen Gegebenheiten und Sorgen entgegenzukommen, zu erreichen. Trotzdem stellten die Minister fest, dass die laufende Erhöhung des Ambitionsniveaus in den Landwirtschaftsverhandlungen die G10-Mitglieder in eine schwierige politische Situation gebracht hat und ihnen nurmehr einen geringen Handlungsspielraum lässt. Die G10-Minister bekräftigten deshalb ihre Bedürfnisse und Prioritäten erneut, welche die Ablehnung der Einführung einer Zollobergrenze, das Erreichen angemessener Flexibilitäten in der Zahl und Behandlung der sensiblen Produkte sowie das Recht auf freie Wahl dieser Produkte inklusive der Aufstellung neuer Zollquoten sind. Die Sorgen bezüglich der Disziplinen bei der speziellen Schutzklausel bleiben bestehen. Sie wiederholten auch die Notwendigkeit, durch Handelslösungen die spezifischen Anliegen der Entwicklungsländern, die Nettoeinführer von Nahrungsmitteln sind, zu berücksichtigen.

Vor diesem Hintergrund waren sich die Minister einig, dass ein Abkommen nur dann realistisch ist, wenn die wichtigsten Anliegen der G10-Mitglieder berücksichtigt werden und in den drei Pfeilern der Landwirtschaftsverhandlungen ein ausgewogenes Resultat erreicht werden kann. Die G10-Minister bekundeten erneut ihren Willen, den Modalitätenentwurf vom Dezember 2008 als Verhandlungsbasis zu nutzen. Das endgültige Übereinkommen über die Modalitäten sei abhängig von der Berücksichtigung der G10-Anliegen in den ausstehenden Bereichen. Sie betonten, dass jegliche selektive Öffnung von stabilisierten Teilen des Modalitäten-Entwurfs nach achtjährigen Verhandlungen das fragile Gleichgewicht stören würde.

Die G10-Minister bekräftigten ihren Willen, mit allen andern WTO-Mitgliedern konstruktiv zusammenzuarbeiten, um ausgewogene und allseits annehmbare Modalitäten für künftige landwirtschaftliche Reformen auszuarbeiten. Sie erklärten sich bereit, während dem Ministertreffen ihre Partner bilateral oder multilateral zu treffen. Sie appellierten an alle Mitglieder, die nötigen Anstrengungen zu unternehmen, um die bestehenden Differenzen zu überbrücken und die Runde im Jahre 2010 zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.

G10-Ministertreffen, Genf, 30. November 2009