Sehr geehrter Herr Regierungspräsident des Kantons Basel-Landschaft,
Sehr geehrte Regierungsratsmitglieder der Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt,
Verehrter Herr Rektor der Universität Basel,
Sehr geehrte Frau Landratspräsidentin,
Herr Grossratspräsident,
Sehr verehrte Mitglieder der Kantonsparlamente von Basel-Landschaft und Basel-Stadt,
Forschungsgruppenleiterinnen und -leiter des Biozentrums Basel,
Sehr geehrte Baufachleute,
Liebe Gäste.

Ihre Einladung an die feierliche Grundsteinlegung für den Neubau des Biozentrums Basel freut und ehrt mich sehr. Sie geben mir damit die Möglichkeit, bei etwas anwesend zu sein, das in die Zukunft weist. Ich bedanke mich herzlich dafür. Projekte, die unseren Blick und Sinn auf morgen und übermorgen richten, genau das braucht die Schweiz. Besonders in diesen Tagen. Wir brauchen diese Signale und Zeichen als ein Land, das sich seiner eigenen Stärken bewusst ist, nach innen. Und wir brauchen diese Zeichen nach aussen.

Wir brauchen klar sichtbare Symbole für ein Land, das mutig und prospektiv und innovativ ist - trotz der zahlreichen offenen, wirklich schwierigen Fragen zu seinem Verhältnis gegenüber seinen internationalen Freunden und Partnern. Vor diesem Hintergrund beglückwünsche ich die beiden Basler Kantone für den Mut zur gemeinsamen Investition in den Biozentrum-Neubau. Eine „Hochburg der Wissenschaft" soll er werden, im wahrsten Sinne des Wortes, mit seinen 80 Metern Höhe.

Aber keine Angst: Ein Elfenbeinturm wird dies nicht. Dafür spricht die bisherige Geschichte des Biozentrums Basel. Hier steht Wissenschaft im Dienste der Gesellschaft. Zeit seines bereits gut 40jährigen Bestehens zeichnet sich das Biozentrum nämlich dadurch aus, dass es den Anspruch auf hochqualitative wissenschaftliche Lehre und Forschung mit den Bedürfnissen der wirtschaftlichen Anwendbarkeit eng miteinander verknüpft. Lehre, Forschung, Ergebnisse zuhanden einer innovativen Wirtschaft, auf diese drei Pfeiler wird das Biozentrum auch in Zukunft fokussieren. Es tut das auf die ihm eigene Art und Weise, die man ohne Übertreibung als pionierhaft bezeichnen darf.

Bereits die Gründung des Biozentrums im Jahre 1971 basierte auf pionierhaftem Denken. Interdisziplinarität lautete das Motto zu einer Zeit, als dieser gleichzeitig breite und tiefe wissenschaftliche Ansatz noch alles andere als selbstverständlich war - weder in der Schweiz noch im internationalen Umfeld. Was daraus in der Folge entstanden ist, wissen wir: Die kluge Vernetzung von besten wissenschaftlichen Kompetenzen in der Zell- und Entwicklungsbiologie, der Strukturbiologie, der Neurobiologie, der Infektionsbiologie und später der Computational & Systems Biology. All dies unter einem gemeinsamen Dach hat das Biozentrum Basel zu einer Lehr- und Forschungsinstitution von Weltformat gemacht, an der Wissenschaftler von höchster Güte arbeiteten und arbeiten.

Mit seiner erfolgreichen Geschichte und den zahlreichen klingenden Namen im Rücken unternimmt das Biozentrum mit seinem Neubau hier auf dem neuen Life-Sciences-Campus der Universität Basel nun eine neue Etappe. Es wird nicht die letzte sein. Das kann man bereits heute voraussagen, denn es ist eine Eigenschaft der Wissenschaft, nicht zu ruhen und stets zu neuen Ufern aufzubrechen. Das zeichnet im Übrigen den gesamten Denk- und Werkplatz Basel aus, der sich weiter und weiter entwickelt.

Ich nenne nur zwei Projekte:

Nächstens wird der Neubau des Departements für Biosysteme der ETH Zürich hier vor Ort in Angriff genommen.
Und auch das Universitätsspital Basel plant, einen wesentlichen Teil seiner baulichen Substanz zu erneuern.

All dies sind in einem ersten Schritt universitäre Bauten, Investitionen in die wissenschaftliche Hardware gewissermassen. Aber im Grunde genommen sind sie namhafte Investitionen in die Software, wenn sie mir diese neudeutsche Bezeichnung für die Dozierenden, die Studierenden, die Doktorierenden und die Forschenden erlauben. Dabei erscheint mir besonders erwähnenswert, in welche Disziplinen die zukunftsgerichtete und moderne Universität Basel hier investiert.

Klar ist sie als mit Abstand älteste aller Schweizer Hochschulen eine Volluniversität mit starker Ausrichtung auf die Geistes- und Sozialwissenschaften. Einen besonderen Focus legt die Uni Basel aber auch auf das weite Feld der Life Sciences. Hier liegt mit Blick auf die Public Private Partnership und mögliche marktfähige Innovation ein ganz besonderes Potenzial. Hier existieren, beginnend bei der Chemie und Pharma, traditionell enge Beziehungen zwischen wissenschaftlicher Forschung und marktbezogener Umsetzung durch private Unternehmen. Basel ist für eine erfolgreiche Public Private Partnership wahrlich der richtige Standort.

Es entspricht einem unbestreitbar grossen gesellschaftlichen Interesse, wenn diese Partnerschaft effizient funktioniert und Früchte trägt. Die Bürgerinnen und Bürger nicht nur unseres Landes erwarten beste Lebensqualität bis ins höchste Alter, genügend und gesunde Nahrungsmittel, eine qualitativ hohe Gesundheitsversorgung und vieles mehr. Um diesen Erwartungen zu genügen, braucht es kluge, kreative und nachhaltige Antworten auf noch sehr viele ungelöste Fragen.

Und die Basler Chemie, Pharmazie oder Medtech, die im wahrsten Sinne des Wortes unser Leben betreffen und im modernen Begriff „Life Sciences" zusammengefasst werden, liefern dazu ihre wesentlichen Beiträge. Diese Beiträge der Live Science-Industrie haben den Wirtschaftsraum Basel / Nordwestschweiz zu einem der stärksten in der Schweiz gemacht.

Hier werden bedeutende Anteile am Export und am BIP unseres erfolgreichen Landes erwirtschaftet.
Hier herrscht vergleichsweise hohe Dynamik, indem bekannte Branchenprofile mit Blick auf die Zukunft erneuert und innovativ umgestaltet.

Sehr geehrte Damen und Herren

Heute feiert Basel einen wichtigen Schritt in die wissenschaftliche und wirtschaftliche Zukunft. Der Antrieb dazu entstammt ausschliesslich dem lokalen Willen und Engagement. Und genau das betrachte ich als eines der Erfolgsrezepte unseres Landes. Wir basieren auf Eigenverantwortung und Autonomie im Rahmen eines föderalistischen Systems. Dieses System kennt zwar die partnerschaftliche Zusammenarbeit, lebt aber letztlich doch vom Wettbewerb.

Das gilt für die Wirtschaft ebenso wie für den Hochschul- und Forschungsbereich.

Im Rahmen dieses Settings fällt dem Bund primär die Aufgabe zu, den allgemeinen Rahmen für dieses konkurenzielle System sinnvoll auszugestalten, sowie hier und dort subsidiär Anreize zu schaffen. In diesem Geiste wurde das neue Hochschulförderungs- und Koordinationsgesetz HFKG redigiert, das zu Beginn des kommenden Jahres in Kraft treten soll.

Mit dem HFKG wird der Bund diejenigen Universitäten und Fachhochschulen stärker mit Grundbeiträgen fördern, die mehr Studierende als andere anzuziehen vermögen. Dabei geht es nicht um Masse statt um Klasse: In einer Zeit, in der angehende Akademikerinnen und Akademiker je länger je mehr ihre Hochschule nach dem Kriterium der Qualität auswählen, motivieren wir die kantonalen Hochschulen und ihre Träger, attraktive Lern-, Arbeits- und Rahmenbedingungen insgesamt anzubieten. Zu attraktiven Rahmenbedingungen zählt mit Sicherheit auch die infrastrukturelle Ausstattung der Hochschulen, zu der der Bund auch künftig seinen Beitrag leisten wird. Investitionsbeiträge gemäss HFKG kommen aber nur denjenigen Kantonen zugute, die selbst gewillt sind, ihre akademischen Infrastrukturen zu finanzieren.

Falls die beiden Basel also beispielsweise dereinst beschliessen sollten, das Biozentrum um einige zusätzliche Stockwerke zu erhöhen, dann werden wir ein entsprechendes Beitragsgesuch genau so wohlwollend prüfen, wie wir es soeben beim Neubau getan haben. Der Bund übernimmt rund CHF 69 Mio. der gesamten Investitionskosten in der Höhe von CHF 328 Mio.( = gut 20 Prozent).

Zur Bundesaufgabe „Gute Rahmenbedingungen für die Hochschulen und die Forschung", sehr geehrte Damen und Herren, dazu zähle ich namentlich auch solche in einem internationalen Kontext. Da muss ich mit Blick auf die europäische Forschungszusammenarbeit leider festzustellen, dass diese Rahmenbedingungen zur Zeit bestenfalls suboptimal sind.

Was mich vor allem umtreibt, ist die Tatsache, dass die EU nach dem 9. Februar das breite Assoziierungsabkommen für eine integrale Teilnahme an Horizon 2020 auf Eis gelegt hat. Schweizer Forschende und Institutionen können sich nur in sehr beschränkten Mass um EU-Fördermittel bewerben. Das ist nicht nur für die betroffenen Forscherinnen und Forscher ausdrücklich zu bedauern, das ist auch deshalb zu bedauern, weil die Schweiz in Sachen Forschung innerhalb Europas einen Spitzenplatz einnimmt. Wir tragen massgeblich zur Positionierung der gesamten europäischen Forschung bei, und ich halte es für kontraproduktiv, die Zusammenarbeit mit der Schweiz in diesem Bereich einzuschränken.

Erklärte Ziele des Bundesrates sind darum

Die vollständige Assoziierung an Horizon 2020 zum frühestmöglichen Zeitpunkt.
Bis es soweit ist will der Bundesrat Ersatzmassnahmen bereitstellen, um Forschende in der Schweiz dort direkt unterstützen zu können, wo sie aufgrund der Sistierung der Verhandlungen mit der EU in Bereichen von Horizon 2020 von der europäischen Zusammenarbeit ausgeschlossen sind.

Mein Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation ist derzeit intensiv daran, die entsprechenden Massnahmen auszuarbeiten. Basierend auf diese bundesseitigen Massnahmen wird es für die betroffenen universitären und auch privaten Kreise darum gehen, selbst erfinderisch zu sein, eigeninitiativ, engagiert und innovativ. Als sozusagen ideales Vorbild können sie sich auf beiden Basler Kantone abstützen. Und auf ihr gemeinsames Projekt, den Biozentrum-Neubau.

Ich wiederhole es gerne: Als „Hochburg der Wissenschaft" eignet sich dieses Zentrum, als Zeichen für eine forschungsstarke, selbstbewusste Schweiz, weithin sichtbar über das Länderdreieck hinaus in die europäische Nachbarschaft.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche für den Bau und den späteren Betrieb des Biozentrums Basel allen denkbaren Erfolg.

Es gilt das gesprochene Wort!

Der Neubau des Biozentrums Basel: eine Investition in die Hardware und in die Software