Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Nussbaumer
Sehr geehrte Damen und Herren Höhere Stabsoffiziere
Sehr geehrte Damen und Herren

Erlauben Sie mir, dass ich mich zuerst dem scheidenden Chefredaktor zuwende.

Lieber Herr Oberst Hungerbühler

Zehn Jahre lang haben Sie dem "Schweizer Soldat" als Chefredaktor gedient mit Umsicht, mit Sachverstand, mit sehr viel Herzblut. Als treuer Leser habe ich das gespürt, in jeder Ausgabe.

Sie haben sich immer wieder bemüht, an vorderster Front dabei zu sein, mit den wichtigen Akteuren im persönlichen Gespräch zu bleiben. Ihre Editorials waren oft kritisch, auch mit mir, mit dem VBS, mit den Reformschritten. Aber Ihre Gedanken waren stets sachlich und fundiert. Sie sind "in Bern oben" immer zur Kenntnis genommen worden. Für Ihr Engagement möchte ich Ihnen herzlich danken.

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Zum Ende eines Zeitabschnittes gehört auch die Regelung der Nachfolge. In Oberst Peter Forster haben Sie einen kompetenten Nachfolger gefunden. Der Kontakt zu Ihm ist bereits hergestellt und erste Kostproben seiner Arbeit durften wir alle schon in den Händen halten.

Der "Schweizer Soldat" hat für mich einen hohen Stellenwert, weil sie jene Themen vertiefen, über welche die Tagesmedien oft nur kurz und leider nicht selten auch oberflächlich berichten.

Ihnen, Herr Forster, wünsche ich viel Erfolg mit dem "Schweizer Soldat".

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Sehr geehrte Damen, meine Herren

Vor etwas mehr als 80 Jahren erschien die erste Ausgabe der Zeitschrift "Der Schweizer Soldat" damals noch "Organ für die Wehrmänner des Auszugs, der Landwehr und des Landsturms". Die Titelseite schmückte ein Soldat mit Mantel, Patronentaschen, Stahlhelm und Karabiner, der alleine unbeirrt durch den Schnee stapft.

Es ist das Jahr, in dem in Bern die erste vollautomatische Telefonzentrale in Betrieb genommen wird, erstmals eine Flüssigkeitsrakete erfolgreich startet und Servette Genf zum fünften Mal Schweizer Fussballmeister wird. Kurz zuvor ist die Migros gegründet worden.

Seit 1926 hat sich vieles verändert: Heute erscheint der Schweizer Soldat zwar immer noch hat aber Farbbilder und ist inzwischen die "Unabhängige Fachzeitschrift für Verteidigung und Bevölkerungsschutz mit Informationen für das Milizkader" geworden.

Die Menschheit hat einen weiteren Weltkrieg erlebt. Zwei Städte wurden mit Atombomben dem Erdboden gleich gemacht. Ost und West lieferten sich ein Wettrüsten und einer dieser Blöcke ist inzwischen in sich zusammengefallen.

Ich verlängere die Liste nicht, denn viele unter Ihnen haben sicherlich die Ereignisse der letzten Jahrzehnte noch präsent.

Die Geschichte der Menschheit verändert sich wie das Leben eines Menschen. Die Welt von gestern ist nicht mehr die von heute und wird auch nicht jene von morgen sein. Mani Matter sagte einmal: "Das was unsere Väter schufen, war, als sie es schufen, neu." Es gab nie ein einen Zustand, der einfach zementiert war. Diesem Umstand muss sich alles in unserer Gesellschaft fügen. Wer nicht untergehen will, muss sich weiter entwickeln.

Dies galt und gilt besonders auch für die Schweizer Armee. So hat sie sich seit dem 2. Weltkrieg fünf Mal grundlegend reformiert:

1947 ging es darum, die Änderungen, die General Guisan im Aktivdienst vorgenommen hatte, gesetzlich zu bestätigen.

1951 wurde unter anderem der Übergang zum Zeitalter des modernden Panzers und damit des erneut auch im Mittelland zu führenden Kampfes durch eine neue Militärorganisation markiert.

1961 standen die Reformen unter dem Eindruck eines möglichen Atomkriegs und der Beschaffung moderner Hochleistungsflugzeuge;

1995 war vom Wegfall des Eisernen Vorhangs geprägt.

Und 2004 von der weiter veränderten sicherheitspolitischen Lage.

Hinzu kamen über ein Dutzend Anpassungen oder um es mit einem aktuellen Wort zu nennen Entwicklungsschritte.

Die Armee, in der Sie und ich dienten, war eine Antwort auf die Herausforderungen der damaligen Zeit. Die Armee heute, in der die Jungen heute Dienst leisten, ist eine andere Antwort auf die anderen Herausforderungen von heute.

Unsere Gesellschaften werden nicht mehr wie vor einem halben Jahrhundert von feindlichen Armeen bedroht. Sondern von kleineren oder grösseren Gruppen, die durchaus bereit und in der Lage sind, zu drohen, zu erpressen, zu sprengen, zu brandschatzen, zu töten. Mit konventionellen Waffen, mit chemischen und biologischen Kampfstoffen, morgen vielleicht auch mit Nuklearwaffen.

Der Terror ist die Hauptbedrohung unserer Zeit.
Wir müssen uns mit diesem Bedrohungsbild auseinandersetzen.

Wir müssen unsere Armee darauf einrichten. Unsere Armee optimieren, ausrüsten und ausbilden als flexible Infanteriearmee mit modernen Führungsmitteln, mit ausreichenden modernen, auch schweren Mitteln.

Damit sie in der Lage ist, allein oder subsidiär mit zivilen Kräften Objekte und Achsen zu schützen, Räume zu überwachen und die Grenze zu bewachen. Damit sie in der Lage ist, die Bevölkerung bei Katastrophen logistisch zu unterstützen. Damit sie in der Lage ist, im elektronischen Bereich Störer zu finden und Netze zu schützen.

Das ist die Armee, die wir umzubauen begonnen haben! Die wir mit dem Entwicklungsschritt 08/11 anstreben. Das ist unsere Milizarmee, an deren Bestand von 220'000 Angehörigen sich nichts ändert.

Aber auch der Zustand der Bundesfinanzen zwingt uns, bei sämtlichen Ausgaben die Sparschraube anzuziehen. Die Armee spürte dies besonders: Ihr wurden in den letzten 6 Jahren 38% der Mittel entzogen. Auch das hat künftig insbesondere eine Schwergewichtsverlagerung bei den Verteidigungs- und Sicherungskräften zur Folge.

Die Verteidigungskräfte im klassischen Sinn - also vor allem Panzer Bat und Panzer Haubitzen Abt bilden einen Aufwuchskern für die Abwehr einer militärischen Bedrohung. Die Sicherheit in Europa ist nach wie vor nicht gross genug, dass wir auf die Möglichkeit verzichten wollen, in Kriegs- und Krisenzeiten unsere Armee hochfahren zu können. Ein solcher Verzicht wäre vollkommen unverantwortlich.

Fertige Pläne dazu liegen nicht in der Schublade jedoch Modelle. Entscheidend für allfällige Massnahmen wäre das konkrete Auftreten einer Situation, die zu einem Aufwuchs zwingen würde. Erst dann könnte man verbindliche zeitliche und finanzielle Abschätzungen vornehmen, eine detaillierte Planung skizzieren und konkrete Massnahmen vorschlagen. Der Entscheid zum Aufwuchs schliesslich liegt direkt beim Bundesrat, indirekt bei der Bundesversammlung und beim Souverän.

Aufwuchs ist im Übrigen kein neues Konzept für die Armee. Bereits in den neunziger Jahren wurde beispielsweise beschlossen, auf die Fähigkeit der Luftwaffe zum Erdkampf zu verzichten, und mit der Ausserdienststellung der Mirage-III-RS wurde in der Luftwaffe in den letzten Jahren eine Lücke auch in der Fähigkeit zur Aufklärung akzeptiert. Dass Finanzgründe dafür in erster Linie ausschlaggebend waren, ist keineswegs zu bestreiten.

Die Sicherungskräfte ihrerseits konzentrieren sich als mobile mechanisierte Elemente auf heute wahrscheinliche Bedrohungen und damit primär auf den Schutz von Bevölkerung und Infrastruktur.

Beide Aufgaben Sicherungs- wie mechanisierte Kräfte dienen der Landesverteidigung und sind gleich wichtig. Beide Kräfte stehen kombiniert im Einsatz wie früher.

Im Zentrum der Sicherungskräfte steht der moderne Infanterist. Gut ausgebildet. Gut ausgerüstet. Sein Auftrag ist die "Raumsicherung", das heisst: Er ist fähig, Gewalt in jeder Form in einem diffusen, asymmetrischen Bedrohungsumfeld dabei geht es vor allem um Terrorismus zu verhindern oder einzudämmen.

Dazu verfügt er weiterhin über Radschützenpanzer und moderne Übermittlungsmittel. Er wird auch weiterhin je nach Lage mit schweren Mitteln, zum Beispiel Pz Art, unterstützt, um auch robuste Missionen erfüllen zu können.

Die jüngste Vergangenheit lehrt uns, dass die Raumsicherung der wahrscheinlichste, gleichzeitig aber auch ein sehr anspruchsvoller Einsatz der Armee ist. Solche Einsätze gehören zur Kernkompetenz eines Soldaten. Aus diesen Überlegungen heraus bin ich überzeugt, dass die Konzeption der Armee XXI richtig und eine stetige Weiterentwicklung unumgänglich ist. Der Start das stelle ich bei meinen regelmässigen Truppenbesuchen immer wieder fest ist gelungen. Die Armee funktioniert sehr gut sogar. Sie erfüllt alle Aufgaben, die ihr aufgetragen wurden und werden, erfolgreich!

Wir alle wissen aber auch, dass weiterhin sehr viel zu tun bleibt, um uns zeitgerecht dem schnellen Wandel des Umfeldes anzupassen. Der Entwicklungsschritt 08/11 ist der aktuelle Beitrag dazu. Die Schweizer Armee wird sich aber auch in Zukunft immer wieder den sich verändernden Umfeld anpassen müssen.

Erlauben Sie mir abschliessend noch eine Bemerkung zu den subsidiären Einsätzen.

Während Sie mir hier zuhören sind in der Schweiz und im Ausland über 660 Angehörige der Armee Männer und Frauen subsidiär im Einsatz. Sie bewachen Botschaften, unterstützen das Grenzwachtkorps, sorgen für Sicherheit in Flugzeugen und bauen Brücken. Sie tun dies subsidiär also im Auftrag ziviler Stellen. Es kommt kein einziger Soldat zum Einsatz, wenn dahinter nicht ein Gesuch der zivilen Behörden steht.

Aber wenn Not am Mann ist, stehen wir bereit: Zum Beispiel im Lawinenwinter 1999/2000, bei den Überschwemmungen im letzten August, beim Löschen von Waldbränden, beim G 8-Gipfel, beim World Economic Forum Davos.

"Sicherheit durch Kooperation" ist seit vielen Jahren die Strategie unserer Sicherheitspolitik. Darüber herrscht Konsens im Bundesrat, Konsens im Parlament, Konsens im Volk. 76 Prozent der Stimmenden haben der Armee XXI und ihren Aufträgen zugestimmt. Diese Aufträge sind im Militärgesetz festgehalten. Und es ist mein fester Wille, diesen Auftrag des Volkes umzusetzen.

Zurück zum Titelbild Ihrer Zeitschrift: Heute schmücken sieben modern ausgerüstete Wehrmänner die Frontseite des "Schweizer Soldat" Wehrmänner, die mit vereinten Kräften zum Ziel gelangen. Ziehen Sie mit!

Eine Armee für unsere Zeit