Là, sül Lischana: il prüm fö. Ed uossa eir sül Clünas, il seguond. Plan a plan seguan amo vaira quants oters fös sün nossas muntognas. Plü tard e plü s-chür e plü intensiv cha quellas glüminas glüschan ot sü illa pizza, tanter tschêl e terra. Fingià la bunura vaina preparà las glüminas cotschnas cun la crusch alba cha no vain lura invidadas la saira. E lura podaivna ir sün palantschin a tour nanprò quellas binderas lungas, lungas chi gnivan postadas sün lobcha e chi pendaivan gio per la fatschada da la chasa. Üna vouta la ceremonia ufficiala finida, podaivna lura finalmaing invidar ils zurplins magics, ils vulcans e las raketas cha Vetter Pit vaiva manà da cità.

Quai sun mias algurdentschas da las festas dals prüms d'avuost. On per on passantaiv'eu la stà qua in Engiadiana, nempé Tarasp. Ed on per on d'eira il ritual dals prüms d'avuost il glistess. E adüna darcheu am n'haja allegrada sün quel evenimaint, eir sch'el d'eira repetitif, adüna glistess.

Der erste August – jeder und jede erlebt ihn anders, je nachdem, wo man sich befindet, je nach dem auch, in welcher Lebensphase man gerade ist. Für mich bedeutet der erste August schöne Kindheitserinnerungen, die ich soeben in meiner Muttersprache, Romanisch, erzählt habe. Im Sommer, während den 5-monatigen Schulferien, war ich nämlich mit meiner Familie immer hier im Unterengadin, in Tarasp, daheim. Die Erst-August-Feiern waren aber auch meine ersten Erlebnisse mit einer Art "offiziellen Schweiz". Das Schweizer Kreuz, ob auf dem Lampion, den Windlichtern oder den Fahnen, war überall präsent. Die Landeshymne und die Rede des "Capo", der jeweils die 20. jährigen Frauen und Männer neu in den Kreis der Volljährigen aufnahm, waren feierliche Akte.

Die Jahre sind ins Land gegangen. Wie ein "randulin", eine Schwalbe, bin ich vor Jahren weg gezogen aus dieser Region und kehre immer wieder hierher zurück. Sie kennen vielleicht die Geschichte der "Randulins": es waren temporäre Auswanderer, die im 17./18. Jahrhundert im Ausland, vor allem in Italien, arbeiteten und regelmässig ins Engadin zurückkamen. Bekannt sind die Zuckerbäcker, die vor allem in Venedig einträgliche Privilegien genossen. Die herrschaftlichen Engadinerhäuser zeugen noch vom Wohlstand von damals. Der bekannte Bündner Chronist Nicolaus Sererhard beschrieb sie so: "Von allerhand Sorten Bündner sollen gegen 3000 in Venedig sich befinden und von dannen ihr Brot ziehen, die meisten aber sind Engadiner und Bergeller. Die oberen Engadiner participieren etwas mehr von der Italiener Geschwindig- und Höflichkeit, die im unteren Engadin hingegen sind in genere etwas rau von Sitten. Übrigens ist die ganz Nation ein frisch Volk."

Heute müssen wir nicht mehr ins Ausland gehen, um Arbeit zu finden. Es gibt hier oder in der näheren Umgebung genug Beschäftigungsmöglichkeiten. Die Konjunkturlage in der Region ist gut und äussert sich in neuen Investitionen, vor allem im Baugewerbe. Die Infrastrukturen sind auch noch intakt. Und das ist nicht selbstverständlich, vor allem nicht in einem Randgebiet wie es das Unterengadin ist. Der öffentliche Verkehr ist gut ausgebaut und wird dank des guten Angebots auch rege genutzt, sogar grenzüberschreitend. Die Strasse könnte – zugegeben – etwas besser sein. Seit kurzem können wir hier dank der Digitalisierung der SRG auch wieder die Tessiner und Westschweizer Radio- und Fernsehsendungen empfangen, was während einiger Zeit nicht möglich war. Gute Ausbildungsmöglichkeiten und eine gute Gesundheitsversorgung sind zentral. Auch darüber verfügt das Unterengadin. Dazu müssen wir Sorge tragen. Denn die Zeiten sind härter geworden, und das Geld wird nicht mehr so grosszügig verteilt wie auch schon. Denn in Zukunft müssen die Gemeinden vermehrt selber für Investitionen aufkommen, die früher über Investitionshilfen getätigt wurden. Das bedeutet auch, dass die Kräfte gebündelt werden müssen. Die Gemeinden werden wohl nicht darum herum kommen, vermehrt zusammen zu arbeiten. Das mag den auswärtigen Gästen, die hier anwesend sind, selbstverständlich erscheinen. Graubünden zeichnet sich aber im Gegensatz zu anderen Kantonen durch eine ausgeprägte Gemeindeautonomie aus. Kompetenzen abzugeben, fällt den Gemeinden in der Regel nicht leicht. Zusammen spannen, zusammen wirken und Ressourcen konzentrieren, damit die anstehenden Aufgaben erfüllt werden können, ist aber die Devise der Zukunft.

Schon seit vielen Jahren ist der Tourismus im Engadin der Motor der Wirtschaft. Viele von Ihnen, die hier anwesend sind, verbringen wahrscheinlich ihre Ferien hier. Inzwischen bin auch ich mehr Gast als Einheimische. Und trotzdem fühle ich mich hier natürlich zu Hause. Aus der Stadt kommend, und zwar aus jener Stadt, die für ihre Langsamkeit bekannt ist, schätze ich hier die Ruhe und Gemächlichkeit. Ich weiss nicht, was der Grund ist, aber irgendwie erlebe ich die Berner Langsamkeit anders als die berglerische Langsamkeit. Jedenfalls tut sie mir gut, so wie mir auch die Engadiner Luft, die guten Salsiz und das Bad gut tun.

Im Gegensatz zu anderen touristischen Regionen der Schweiz hat das Unterengadin eine gute Form der touristischen Entwicklung gefunden, nicht zu sanft aber auch nicht zu aggressiv; nicht mondän und nicht jedem Trend folgend, sondern in Anlehnung an das Herkömmliche und Bewährte. Das ist ein gutes Rezept, und ich denke, dass viele Menschen genau nach einer solchen Oase der Erholung trachten.

Das Schloss Tarasp ist das Wahrzeichen des Unterengadins. Hoffen wir, dass es uns in der heutigen Form erhalten bleibe, nämlich so, dass es auch in Zukunft für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Auch hier ist Kooperation gefragt, Kooperation zwischen den Eigentümern und der Region, aber auch Unterstützung von vielen Einzelpersonen und Behörden, die ein Interesse am Erhalt des Schlosses haben. Ich bin zuversichtlich, dass das gelingen wird.

Regionen wie das Unterengadin sind wichtig, wichtig für Graubünden, wichtig für unser Land, wichtig aber auch für jeden einzelnen von uns. Wie es in 10, 20 oder 50 Jahren hier aussieht, wissen wir nicht. Bröckeln der Piz Pisoc oder Piz S-chalambert zu Tal? Versiegen die Bonifazius-, Luzius- oder Carola-Quellen? Werden Andri, Flurin oder Seraina abwandern? Ach, lassen wir doch diese worst-case-Szenarien. Viele Leute beklagen sich oft. Das tun sie aber auf recht hohem Niveau.

Dass ich hier aufwachsen durfte, erachte ich als Privileg. In meinen Lehr- und Wanderjahren habe ich als IKRK-Delegierte Krieg und Elend hautnah erlebt. Der Konflikt im Nahen Osten, der seit einigen Tagen einen neuen Höhepunkt erreicht hat, führt uns vor Augen, wie fragil die Welt ist.

Uns geht es gut. Wir sind ein Land mit einem der höchsten Einkommen. Wir sind ein Land mit einem der besten Gesundheitswesen. Wir sind ein Land mit einem guten Ausbildungssystem, auch wenn die Resultate der PISA-Studien uns ab und zu wach rütteln. Wir sind ein Land des Ausgleichs: ein Land mit vier Sprachen und vielen Kulturen und Minderheiten, die angemessen berücksichtigt werden. Im nächsten Monat wird das Parlament zum ersten Mal in Graubünden tagen. Die Session in Flims ist eine besondere Wertschätzung gegenüber der rätoromanischen Schweiz. Wir sind ein Land, wo die Mehrheit in den Städten und Agglomerationen, die Minderheit auf dem Land lebt. Wir sorgen dafür, dass es keine Gräben zwischen diesen verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Regionen gibt.

Das sind Errungenschaften, die wir uns über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg erarbeitet haben. Dazu wollen wir Sorge tragen und das Erreichte nicht aufs Spiel setzen. Das bedeutet aber auch, dass wir offen sein müssen für Veränderungen und uns den Herausforderungen stellen. Wichtig ist, dass wir wissen, wohin die Reise gehen soll, und dass wir uns die Mittel geben, die notwendig sind, um dorthin zu gelangen.

Als Beispiel habe ich vorhin die Kooperation genannt; Kooperation zwischen den Gemeinden, Regionen, aber auch Kooperation zwischen dem Bund und den Kantonen. Zu berücksichtigen ist auch die Kooperation über die Grenzen hinaus. Die Welt um uns verändert sich, ob wir es wollen oder nicht. Wir können aber bestimmen, wie wir uns diesen Veränderungen anpassen. In einigen Monaten werden wir über den Beitrag der Schweiz zugunsten der erweiterten EU abstimmen. Auch hier geht es um Kooperation, und wir tun gut daran, diese zu unterstützen, denn die Schweiz profitiert davon, und zwar sowohl politisch, nämlich im Bereich der Sicherheit und Stabilität, als auch wirtschaftlich, da neue Wachstumsmärkte erschlossen werden können.

Scuol hat die Zeichen der Zeit erkannt und hat schon vor vielen Jahren in die Zukunft investiert: Das Skigebiet Motta Naluns und das Bogn Engiadina Scuol ziehen heute viele Touristen an. Zusammen mit den vorhandenen "natürlichen Rohstoffen" wie die Landschaft, die Mineralwasser und den Nationalpark ergibt das eine perfekte Synergie. Zukunftsprojekte mit grossem Potential sind das Gesundheits- und das Rehabilitationszentrum. In Wirtschaftskreisen ist die Wertschöpfung im Gesundheitswesen längstens erkannt. Medizinische Versorgung, Pflege, sowie Therapie und Wellness sind ein grosser Markt, der noch expansionsfähig ist. Das Bogn Engiadina Scuol beschäftigt als grösster Arbeitgeber der Region über 100 Angestellte. Nebst den vielen Arbeitsplätzen, die in diesem Bereich geschaffen werden, gibt es weitere Gewerbebetriebe, die neu dazu kommen oder expandieren können. Die Region Unterengadin mit Scuol als Drehscheibe erfüllt alle Voraussetzungen dafür. Die Chancen wurden erkannt, gepackt und umgesetzt.

Bravo!

Ich möchte mit den Worten einer Hausinschrift in Samedan schliessen:

Scha la furtüna voust chatter

schi vo'l incunter, na spetter.

Scha la furtüna voust chatter - schi vo l'incunter, na spetter (Wenn du das Glück suchen willst, so geh' ihm entgegen und warte nicht [darauf])