Die Tagung im Museum für Kommunikation Bern vom 23. September 2003 stellte die immer stärkere digitale Vernetzung von Alltagsgegenständen ins Zentrum des Geschehens. Diskussionsgrundlage bildete eine Studie zu den Auswirkungen  des «Pervasive Computing» auf Gesundheit und Umwelt. Die von TA-SWISS (Zentrum für Technologiefolgen-Abschätzung) erstellte und vom BUWAL mitunterstützte Studie plädiert für einen kritischen Umgang mit einer digitalisierten Umwelt.

Intelligentes Bierglas

Im motorisierten Individualverkehr dürfte sich gemäss Studie die drahtlose Vernetzung am schnellsten Durchsetzen. Schon heute existieren Bordcomputer und Monitore, künftig könnte ein Bremsassistent das Tempo drosseln, wenn vorne ein unverhofftes Hindernis auftaucht.

Eifrig wird an der Entwicklung von mikroskopisch kleinen Computern gearbeitet, die künftig überall untergebracht werden können. Unsere alltäglichen Gebrauchsgegenstände würden dadurch «intelligent», sie könnten nach Bedarf Daten erfassen, vernetzen und austauschen. So könnte in Zukunft etwa ein mit einem Sensor ausgestattetes Bierglas dem Personal melden, dass der Gast ausgetrunken hat.

Überflüssige Kassen

«Smart Labels» könnten dereinst die Kassen in Einkaufszentren ganz überflüssig machen. Der Kunde passiert eine Schranke, die mit einem Lesegerät ausgestattet ist. Auspacken ist unnötig. Die Waren werden elektronisch erfasst und direkt über die Bankkarte vom Konto abgebucht.

Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit

«Pervasive Computing» stellt die Gesellschaft vor verschiedene Fragen:

Sind durch die Funkwellen zahlloser vernetzter Alltagsgegenstände Auswirkungen auf die Gesundheit zu erwarten?
Was bedeutet es für die Umwelt, wenn der Abfall mit kleinsten Elektronikkomponenten durchsetzt ist?
Wie verändert sich die Energiebilanz, wenn wir uns für die Organisation unseres Alltags auf elektronisch hochgerüstete Utensilien verlassen?

Wichtig: Frühzeitig agieren
Für die Autoren der Studie ist eines klar: Massnahmen sollen nicht erst getroffen werden, wenn bereits ein Schaden entstanden ist. Laut dem Vorsorgeprinzip soll frühzeitig agiert werden. So schlage sich die Beschleunigung der Lebensweise durch eine umfassende Vernetzung in einem rasanteren Materialdurchfluss nieder. Die Studie schlägt deshalb vorgezogene Entsorgungsgebühren vor, um dem zunehmenden Materialverschleiss zu begegnen. Allerdings würden die Schwermetalle in der Elektronik bestehende Entsorgungskonzepte gefährden.

Die Strahlung nimmt zu

Eine grosse Unbekannte stellen die Gesundheitsauswirkungen der zunehmenden nichtionisierenden Strahlung dar. Die Vernetzung all der intelligenten Dinge wird vornehmlich via Funk erfolgen, was eine erhöhte Elektrosmogbelastung zur Folge hat. Zwar werden die notwendigen Strahlungsleistungen klein sein, die Mini-Sender werden sich jedoch nahe am Körper befinden und könnten in sehr grosser Zahl zum Einsatz kommen.

Die Studie erachtet die frühzeitige Erforschung der biologischen und gesundheitlichen Auswirkungen neuer Funktechnologien als wichtige Massnahme. In diesem Sinne unterstützen die Autoren der Studie explizit den vom BUWAL vor einem Jahr eingereichten Vorschlag für ein Nationales Forschungsprogramm «Nichtionisierende Strahlung, Umwelt und Gesundheit». Der Bundesrat wird über dessen Durchführung voraussichtlich nächsten Frühling entscheiden.

Auch bezüglich des Energieverbrauchs stellen sich Fragen. Wegen der Mengenausweitung der digitalisierten Gegenstände wird ein zunehmender Stromverbrauch befürchtet. Dieser lasse sich allerdings dank immer ausgefeilterer Solartechnik eindämmen. Fachleute rechnen aber damit, dass bis zu 10 Prozent des gesamten Stromverbrauchs dereinst auf die Versorgung von Servern und sonstigen Elementen der Netzwerk-Infrastruktur entfallen werden.

Tagung zur Allgegenwart der Computer