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Sehr geehrte Damen und Herren

Es ist ziemlich genau ein Jahr her, seit ich in Zürich anlässlich der Verleihung des Zürcher Journalistenpreises über meine ersten Eindrücke vom Umgang mit Journalistinnen und Journalisten sprach.

Als ich im letzten Herbst dann eingeladen wurde, an der Verleihung des ersten Ostschweizer Medienpreises teilzunehmen, habe ich zuerst etwas gestutzt. Ich fragte mich nach den möglichen Gründen für dieses nachhaltige Interesse: Weshalb soll ausgerechnet ein Regierungsmitglied bei der Prämierung journalistischer Arbeit regelmässig Hand bieten? Darf oder soll man das überhaupt tun? Und verstösst, wer da mitmischt, nicht gegen die "Gewaltenteilung", auf die sich gerade dieser Berufsstand immer wieder beruft?

Gewaltentrennung ist ja - wo sie wirklich ernst genommen wird - nicht zuletzt eine Form der Nichteinmischung. Es ist die bewusste gegenseitige Anerkennung und Achtung von Verantwortungsbereichen. Diese wollen sich die Exponenten grundsätzlich nicht streitig machen, obwohl sie in manchem nicht einig sind und sich selten lieben.

So verstanden und auf das Verhältnis Medien-Staat bezogen zeigt das Prinzip aber auch, dass es mit der "vierten Gewalt" nicht weit her sein kann. Gäbe es diese Trennung wirklich und würde sie ernst genommen, müsste sie ja wohl für beide Seiten gelten. Und ihre Existenz hätte zur Folge, dass man sich gegenseitig in Ruhe liesse und oder sich wenigstens nicht ständig dreinreden würde.

Die Wirklichkeit ist anders. Und sie muss auch anders sein! Niemand wird von den Journalisten allen Ernstes verlangen, dass sie den Behörden nicht auf die Finger schauen.

Die Kontrolle der Staatsgewalt durch freie, unabhängige Medien ist als Existenzbedingung unserer Demokratie unbestritten. Allerdings müssen dann auch wir das Recht haben, Ihre Arbeit kritisch zu verfolgen, ohne deswegen gleich als Gegner der Pressefreiheit in Verruf zu geraten.

Das ist mein Verständnis, und in diesem Sinn habe ich die Einladung Ihrer Stiftung für heute Abend gerne angenommen. Dem entsprechend habe ich auch vom Recht Gebrauch gemacht, das Thema meiner Ansprache selber zu bestimmen. Ihr Vorschlag - die Totalrevision des Radio- und Fernsehgesetzes - kam für mich nicht in Frage, weil sich der Bundesrat noch nicht mit den Vernehmlassungsergebnissen befasst hat und mein Departement bei diesem Thema zudem gar nicht federführend ist.

Ihr zweiter Wunsch - die Vernachlässigung der Ostschweiz durch Bern zu thematisieren - schien mir ebenfalls für den heutigen Anlass wenig geeignet. Es mangelt nämlich nicht an Gelegenheiten, auf diesen föderalismuspolitischen Dauerbrenner immer wieder einzugehen. Nehmen Sie immerhin meine Präsenz heute Abend als Beleg dafür, dass es mit der Missachtung der Ostschweiz durch die ferne Bundesregierung nicht allzu schlimm sein kann.

Ich habe mich also entschlossen, den Journalistinnen und Journalisten unter Ihnen ein paar Fragen zum Verhältnis Regierung/Medien zu stellen. Normalerweise sind ja Sie die Fragenden - nicht umgekehrt. Sie machen die Interviews, in denen ich mich um möglichst plausible Antworten bemühe - nicht umgekehrt. Sie kommentieren meine Arbeit - nicht umgekehrt. Sie verfügen schliesslich über den Weitblick, den es braucht, stets ziemlich genau zu wissen, was man anders und besser hätte machen sollen - leider wiederum nicht umgekehrt.

Sie können sich dabei jeder Zeit - und zu Recht - auf die Pressefreiheit berufen. Auch wir sind zwar nicht ganz wehrlos, äussern wir uns aber allzu kritisch, wird das wenig goutiert. Rasch spricht man dann von Medienschelte, und wo dieser Begriff erst einmal auftaucht, ist jeweils der Verdacht nicht fern, da wolle jemand die Presse an die Kandare nehmen.

Das ist selbstverständlich nicht meine Absicht. Ich möchte einfach für einmal den Spiess umdrehen und meinerseits fragen - ein virtuelles Interview mit umgekehrtem Vorzeichen so zu sagen.

Und da die Umstände nicht erlauben, dass Sie mir in einer Art Massenabfertigung wirklich Red und Antwort stehen, will ich die Fragen einfach offen lassen. Dafür werde Ich selber ein paar überlegungen beisteuern - zusammen mit der Bitte, das Ganze zunächst einmal zu akzeptieren. Vielleicht, dass Sie später etwas Zeit finden werden, das Eine oder Andere zu bedenken.

Hier nun meine 6 Fragen an die Medienschaffenden:

Frage 1: Wie beurteilen Sie die Qualität Ihrer Arbeit?

Es fällt mir auf, dass in letzter Zeit immer mehr journalistische Wettbewerbe stattfinden und dass es auch immer mehr Ausbildungsmöglichkeiten gibt. Einer Ihrer Berufskollegen, der Präsident des Zürcher Pressevereins, hat kürzlich - nicht unkritisch - von einer eigentlichen "Ausbildungslawine" gesprochen, die über die Journalisten niedergehe.

Die Angebote zur Aus- und Weiterbildung schössen wie Pilze aus dem Boden; Universitäten, Fachhochschulen, Medien-Häuser, nicht zuletzt das MAZ böten immer mehr Kurse an.

Ich kann daran nichts Negatives sehen, frage aber nach den Gründen: Ist daraus der Schluss zu ziehen, dass die Zunft der Journalistinnen und Journalisten selber einen besonderen Nachholbedarf erkannt hat? Hängt die Bildungsoffensive mit einem erkannten Manko zusammen? Ist sie gar als Eingeständnis beruflichen Ungenügens zu verstehen, das einen speziellen Effort verlangt?

Erwarten Sie nicht von mir eine Erklärung dafür. Ein paar Beobachtungen aber möchte ich anbringen. Für mich ist ebenso klar wie für Sie, dass Medienarbeit ausserordentlich schwierig und verantwortungsvoll ist. Es geht dabei im Wesentlichen darum, Fakten möglichst tatsachengetreu einem Publikum zu vermitteln, das auf solide Informationen angewiesen ist.

Diese Vermittler sind nun aber in den allermeisten Fällen nicht die Fachleute - ganz im Gegensatz zu den Gewährspersonen, die ihnen zur Verfügung stehen. Medienschaffende wissen das, und sie wissen auch, dass sie diesen Nachteil ein Stückweit durch gute Vorbereitung wettzumachen vermögen. Nur wer diese Hausaufgaben gemacht hat, ist in der Lage, überhaupt die richtigen Fragen zu stellen und die Sachverhalte zuverlässig darzustellen.

Fehlleistungen können, wie Sie wissen, für die direkt Betroffenen, für die öffentlichkeit und nicht zuletzt für Ihr eigenes Ansehen schwerwiegende Konsequenzen haben.

Meine Erfahrung ist, dass die Vorbereitung häufig zu kurz kommt. Zu oft müsste ich bei Interviews zuerst die Fragen korrigieren, um das Gespräch auf sinnvolle Schienen zu leiten. Zu oft scheint sich die Vorbereitung auf das Studium früherer Darstellungen der Konkurrenz zu beschränken.

über die allfälligen Gründe möchte ich hier nicht mutmassen: Ich weiss nicht, ob es mit mangelndem Interesse, mit der Dominanz vorgefasster Meinungen, mit fehlendem Verantwortungsbewusstsein oder schlicht mit Zeitnot zusammen hängt? Aus- und Weiterbildung müsste meines Erachtens nicht zuletzt hier den Hebel ansetzen, denn nur wer die Probleme erkennt, die Sache ernst nimmt, vermag Ihrem eigenen Qualitätsanspruch zu genügen.

Daher noch einmal die offene Frage, die ich Ihnen mitgeben möchte: Wie beurteilen Sie selber die Qualität Ihrer Arbeit?

Mit dieser Frage hängen auch die folgenden zusammen:

Frage 2: Sind Journalisten Alleswisser?

Diese Frage ist selbstverständlich rhetorisch gemeint. Niemand ist allwissend. Namentlich hat niemand die Fähigkeit, sich in verschiedenen Sachgebieten, die erst noch ausserhalb des eigenen Faches liegen, genau auszukennen. Dies gilt zum Einen für Bundesratsmitglieder. Sie tragen diesen Grenzen etwa Rechnung, indem sie sich an Pressekonferenzen von Experten begleiten lassen, die ihnen bei Bedarf im Dickicht der Fachdetails kompetent zur Seite stehen.

Allwissend sind aber auch Journalistinnen und Journalisten nicht. Niemand unter den Anwesenden wird dies bestreiten. Mich interessiert jedoch die Frage, wie Sie mit diesem Tatbestand umgehen.

Ich erlebe Journalisten, die wie der alte Sokrates wissen, dass sie nichts wissen, und dies auch zugeben. Dies hindert sie keineswegs an solider Arbeit. Ihre Triebfeder ist es, soviel Wissenswertes wie möglich in Erfahrung zu bringen. Sie bereiten sich vor. Sie haken nach, insistieren, bis sie der Sache auf den Grund kommen. Und am Schluss kommt etwas heraus, das dem Thema gerecht wird, die Diskussion weiter führt. Ihre Arbeit fordert mich zwar, aber ich begegne ihr mit Hochachtung.

Andere geben sich rasch zufrieden. Eine einzige Quelle genügt ihnen, wenn sie nur "kritisch" oder "angriffig" genug ist. Nichts gegen Kritik aus gegnerischen Lagern; sie gehört dazu. Was mich stört, ist die Tendenz, diese Gegenmeinungen zu verabsolutieren, ihnen von vornherein mehr Glauben zu schenken.

Warum etwa soll die Auskunftsperson, welche die offizielle Politik meines Departementes in Frage stellt, die Sache von vornherein richtiger oder gar allein richtig taxieren? Warum zum Beispiel soll der Kritiker der Neuorganisation im Bundesamt für Polizei glaubwürdiger sein als die Verantwortlichen, welche die übung für sinnvoll halten und durchziehen?

Die Daseinsberechtigung von Andersdenkenden und Unzufriedenen steht für mich - wie gesagt - ausser Zweifel; auch wer für die offizielle Politik zuständig ist und ihr zum Durchbruch verhilft, hat nie die ganze Wahrheit gepachtet. Er vertritt nur eine von mehreren Lösungen, die er freilich insgesamt für die brauchbarste hält und dem entsprechend nach bestem Wissen und Gewissen vertritt. Gegner gewichten anders und würden andere Wege wählen. Das ist zwar legitim und demokratisch völlig in Ordnung - aber weshalb sollen sie Recht haben und nicht wir?

Diese kritische Frage vermisse ich sehr oft bei denen, die den Widerspruch zum journalistischen Leitprinzip erheben. Sie gebärden sich oft wissend, ohne sich um das ganze Wissen ernsthaft bemüht zu haben.

Daraus ergibt sich für mich die dritte Frage.

Frage 3: Was verstehen Sie unter kritischem Journalismus?

Die Antwort dürfte Ihnen kaum schwer fallen: Kritisch ist Journalismus doch, wenn er sich unvoreingenommen mit allen Sachverhalten befasst, wenn er hinter sämtliche Fassaden leuchtet und Potemkinsche Dörfer überall entlarvt. Er lässt sich generell kein X für ein U vormachen und gelangt derart unvoreingenommen zu fundierten Schlüssen und Kommentaren.

Diese Kurzdefinition macht Eines deutlich: Kritischer Journalismus ist Schwerarbeit. Dem kritischen Journalisten fällt nichts in den Schoss; er ist ständig am Ball; er sucht den Rundblick; er stiftet Unruhe; er macht sich nicht beliebt.

Auch für mich ist solcher Journalismus nicht angenehm, aber ich akzeptiere und schätze ihn. Er bestimmt die Qualität unserer Medien.

Leider bestimmt dieser Typus nicht allein den Ton. Einige Journalisten betrachten es offenbar als Ausdruck kritischer Haltung, auf den Mann statt auf den Ball zu spielen oder das Manko an harten Fakten hinter Häme und Zynismus zu kaschieren. Was wird damit bezweckt? Was bringt es, Institutionen, Verantwortungsträgern ohne Not die Etikette des Versagers umzuhängen?

Ich habe darauf keine Antwort. Aber eines weiss ich: Ein Journalismus, der Bundesräte an der Länge und Farbe der Hosen oder an den Filzpantoffeln misst, kann ich nicht als kritischen Journalismus empfinden.

Frage 4: Wie gehen Sie mit vorgefassten Meinungen um?

Viele Journalisten arbeiten von einem politisch-weltanschaulich-moralischen Standpunkt aus. Sie sind damit bis zu einem gewissen Grad voreingenommen.

Ich mache ihnen das keineswegs zum Vorwurf; denn der Journalismus gehört meines Erachtens zu den Berufsgattungen, die nicht ohne Hypothese auskommen, wenn sie recherchieren, d.h. einer Sache auf den Grund gehen. Wie bei der Wissenschaft darf sich die Medienarbeit aber nicht darin erschöpfen, die vorgefasste These zu belegen. Denn früher oder später kommt die Wahrheit an den Tag. Und wer mit ihr gespielt hat, hat das Vertrauen verspielt. Das gilt zunächst für die Medien selber. Das Problem ist nur: wenn Medien schlecht arbeiten, dann leiden immer auch andere darunter; denn etwas bleibt bekanntlich immer hängen.

Thesen-Journalismus - oder anders ausgedrückt: ein Journalismus, der darauf aus ist, Vorurteile zu beweisen - halte ich für besonders gefährlich. Er kommt als kritischer Journalismus daher, ist aber im Grund genommen das Gegenteil davon. Kritischer Journalismus ist nämlich immer auch selbstkritisch.

Frage 5: Sind Journalisten Herdentiere?

Vielleicht empfinden Sie diese Frage als polemisch. Für mich beruht sie aber auf praktischen Erfahrungen. Mit "herdenhaft" umschreibe ich nicht etwa die Tatsache, dass sich bei Ereignissen sämtliche Medien gleichzeitig auf die gleichen Informationen stürzen. Das ist eine Selbstverständlichkeit und geht nicht anders. Auch ich bin auf solche Mechanismen angewiesen, wenn ich meine Politik dem Publikum näher bringen will.

Problematisch wird es bei Nicht-Ereignissen: Wenn ein Medium durch eine Story oder einen scheinbaren Primeur die Agenda bestimmt und die anderen unkritisch aufs Trittbrett steigen. Man könnte ja schliesslich etwas verpassen. Dabei sein ist alles.

Um zu verdeutlichen, was ich meine, möchte ich zwei Beispiele aus dem persönlichen Erfahrungsschatz anführen. Beispiel 1: Ein Medium beurteilte meine Arbeitsweise vor einem Jahr als "Consulting Stil" und konfrontierte mich mit diesem Befund. Dagegen war nichts einzuwenden; ich konnte mich damit auseinander setzen.

Was aber, wenn dann die Frage von x Journalistinnen und Journalisten abgeschrieben und noch heute aufgewärmt wird? ("Man sagt Ihnen nach, dass... was meinen Sie dazu?") Meine Gegenfrage: Warum kann man mich nicht selber beobachten und mir eigene Fragen stellen?

Das zweite Beispiel: Man hat mir kurz nach Amtsantritt vorgeworfen, ich sei von meinen Chefbeamten abhängig. Meine Frage dazu: Warum stellt man mir die gleiche Frage immer noch - meistens mit dem Aufhänger, man habe einmal gesagt, dass... - ohne zu begründen, wie überhaupt zu dieser Frage kommt?

Auch hier interessieren mich vor allem die Gründe, und ich bin nicht sicher, ob ich ihnen auf die Spur gekommen bin. Steckt dahinter der zunehmende Wettbewerb in der Branche, der dazu zwingt, auf fahrende Züge aufzuspringen und es nicht zulässt, eine vermeintlich süffige Story der Konkurrenz zu überlassen?

Aus meiner Sicht dazu nur soviel: Schwierig ist für mich nicht der Aufguss aufmüpfiger Fragen von vorgestern, schwierig sind die ernst zu nehmenden politischen Fragen von heute. Sie zwingen mich zu sorgfältigen Erklärungen, sie empfinde ich als wahre Herausforderung.

Läge es nicht im Interesse der zu Recht ständig beschworenen, heutzutage aber echt gefährdeten Medienvielfalt, dass Journalisten einander nicht nachlaufen, sondern sich um eigene Betrachtungsweisen bemühen? Oder Ist die Einzelleistung doch auf die Bestätigung einer Herde angewiesen? Ich will es nicht hoffen.

Das führt mich zur letzten Frage:

Frage 6: Für wen arbeiten Sie? Wie unabhängig sind Sie?

Die Frage mag Sie auf den ersten Blick erstaunen. Denn die Antwort scheint klar zu sein: selbstverständlich für die öffentlichkeit, die es möglichst tatsachengerecht über die Wirklichkeit zu orientieren gilt!

Aber haben Sie sich überhaupt je die Frage gestellt, wer alles etwas erwartet von Ihnen? Da ist doch ihr Medium - der Chefredaktor, der Arbeitgeber, die Gewährsperson, das Kollegium. Welchen Einfluss haben diese Instanzen auf Sie? Wie bereit sind Sie, sich anzupassen, Ihre überzeugung zu relativieren? Und wenn Sie es nicht täten - was wären die Konsequenzen?

Ich will Ihnen nicht zu nahe treten und Ihre Standfestigkeit nicht in Zweifel ziehen. Solche Fragen wären ja ohnehin nicht nur den Journalisten zu stellen. Aber es ist auch klar, dass Ihr Beruf einen hohen Grad von geistiger Unabhängigkeit und Selbständigkeit voraussetzt.

Als Mitglied eines Unternehmens und Arbeitnehmer sind Sie indessen zugleich Angestellte, Lohnabhängige, Teil der Wirtschaft. Sie arbeiten für Produkte, die sich im rauhen Markt zu bestätigen haben, die rentieren müssen, wenn sie überleben sollen. Wie wirkt sich das auf Ihr politisches Urteil aus? Was von dem, das Sie tun, tun Sie völlig frei? Was bedeutet für Sie die Erkenntnis, im Glashaus zu sitzen?

Denn letztlich müssen Sie ja vor sich selber gerade stehen. Ich glaube daher nicht, dass Sie mit einem Achselzucken über solche Fragen hinweg gehen können.

Meine Damen und Herren

Ich komme zum Schluss meines virtuellen Interviews und würde mich jetzt für das Gespräch bedanken, wenn es wirklich stattgefunden hätte. Es ging mir nicht darum, Ihnen einen Spiegel vorzuhalten, der ohnehin für viele ein Zerrspiegel gewesen wäre. Ich nehme zudem an - oder hoffe es jedenfalls -, dass ich mit solchen Fragen bei manchen von Ihnen offene Türen aufgestossen habe.

Ich habe im übrigen keinen Grund, über den Journalismus in der Ostschweiz zu klagen. Ich habe im Gegenteil den Eindruck, dass meine politischen Anliegen hier gut aufgehoben sind und im Allgemeinen korrekt wiedergegeben werden. Das ist nicht bloss für mich beruhigend, sondern vor allem für die Medienkonsumenten, die ihre Information aus soliden Quellen schöpfen.

Ich will die Ostschweizer Medienschaffenden aber nicht mit zu lautem Lob in Verlegenheit bringen - es könnte ja den Verdacht fördern, sie seien zu wenig kritisch. Aber ich werde kritisch darauf achten, ob sie morgen über meine Worte oder über meine Kleidung berichten!

Ich überlasse das Loben heute Abend lieber der Jury. Sie ist wohl unverdächtig und hat die hervorragenden Leistungen gewiss nicht aus obrigkeitlichem Blickwinkel honoriert. Ihr Urteil sei nicht in Frage gestellt.

Im Gegenteil: ich gratuliere den Preisträgern von Herzen. Und ich beglückwünsche auch die Stiftung für ihre Förderungsarbeit.

Ihnen allen wünsche ich Erfolg für die Zukunft.

Fragen an Journalisten - ein Interview mit umgekehrtem Vorzeichen