Jenische, Manouches und Roma in der Schweiz werden stigmatisiert

Bern, 06.12.2012 - Das aktuelle TANGRAM Nr. 30, das Bulletin der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR), befasst sich mit dem Thema Jenische, Manouches und Roma in der Schweiz. Die EKR hat zahlreiche Erfahrungsberichte eingeholt und dabei eine beunruhigende Tatsache festgestellt: Viele Angehörige dieser Minderheiten verschweigen ihre Herkunft, um sich keinen rassistischen Reaktionen auszusetzen. Eine besondere Bedeutung kommt in der öffentlichen Debatte den Medien zu.

Die Jenischen, Manouches oder Roma in der Schweiz sind in ihrer grossen Mehrheit sesshaft und leben sehr diskret. Nicht selten ziehen sie es vor, ihre Herkunft zu verschweigen, weil sie sich vor Diskriminierungen fürchten. Einzelne kleine Gruppen sind Fahrende. Diese sind aufgrund ihrer Lebensweise mit vielen Problemen konfrontiert.

Insbesondere fehlen in der Schweiz Stand- und Durchgangsplätze: einerseits für die rund 3’000 bis 5’000 Schweizer Jenischen, Manouches/Sinti, und andererseits für die Wohnwagen der Romagruppen, die sich im Sommer in der Schweiz auf der Durchreise befinden. Ihre Bedürfnisse und ihre Lebensweise sind verschieden. Oft werden aber diese Gemeinschaften undifferenziert betrachtet und von den Medien und in der öffentlichen Debatte zu Unrecht miteinander in Verbindung gebracht.

Das TANGRAM publiziert unter anderem die ersten Ergebnisse einer unveröffentlichten Studie zur Berichterstattung der Schweizer Presse über die Roma. Es handelt sich dabei um eine Untersuchung des Instituts fög der Universität Zürich. Laut dieser Studie konzentrieren sich die Presseartikel jeweils auf abweichendes Verhalten. Sie lassen häufig die politischen Akteure und die Polizei zu Wort kommen, die Roma hingegen nur sehr selten. In rund der Hälfte der analysierten Beiträge werden stereotype Botschaften verbreitet und die abweichenden Verhaltensweisen mit der Kultur und der Mentalität der Roma in Beziehung gebracht, was im Sinne der Qualität der journalistischen Arbeit problematisch ist.

Mit dem vorliegenden TANGRAM möchte die EKR mehr Offenheit in die Debatte bringen und Kenntnisse vermitteln, dank denen die Vermischung von Tatsachen und stigmatisierenden Etiketten vermieden werden kann. Das negative Verhalten von Einzelpersonen darf nicht der gesamten Gemeinschaft zugeschrieben werden, um damit eine Politik der Diskriminierung zu legitimieren.


Adresse für Rückfragen

Martine Brunschwig Graf, Präsidentin der EKR, Tel. 079 507 38 00, E-Mail: martine@brunschwiggraf.ch
Joëlle Scacchi, Kommunikationsverantwortliche der EKR, Tel. 078 710 44 75, E-Mail: joelle.scacchi@gs-edi.admin.ch



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