Die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Landwirtschaft kann noch gesteigert werden

Bern, 18.09.2014 - Die Schweizer Landwirtschaft hat im Vergleich zum Ausland zu hohe Produktionskosten. Mehr Transparenz auf den Märkten, etwa beim Einkauf von Produktionsmitteln, aber auch Anpassungen in der Organisation der Betriebe können die Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Dies haben drei Studien ergeben, die das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) in Auftrag gegeben hat und deren Ergebnisse heute publiziert wurden.

Im internationalen Vergleich sind viele Zweige der Schweizer Landwirtschaft preislich noch nicht genügend wettbewerbsfähig. Dies ist auf naturgegebene klimatische und topographische Erschwernisse, das allgemein hohe preisliche Umfeld in der Schweiz aber auch auf erhöhte strukturbedingte Kosten zurückzuführen. Eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit würde nicht nur die Position der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft im internationalen Vergleich stärken sondern hätte auch einen positiven Effekt auf die Einkommen der Landwirtinnen und Landwirte. Vor diesem Hintergrund hat das Bundesamt für Landwirtschaft bei externen Forschungsinstitutionen drei Forschungsprojekte durchführen lassen, die verschiedene Aspekte der Wettbewerbsfähigkeit in der gesamten Wertschöpfungsketten für Lebensmittel - vom Handel mit Vorleistungen wie Dünger und Saatgut bis zum Verkauf der Produkte im Detailhandel - analysierten. Dabei standen auf Seite der Produktion vor allem die Produktionskosten im Vordergrund, während bei den der Landwirtschaft nachgelagerten Stufen vor allem von Interesse war, ob von den Anstrengungen der Landwirte, die Kosten zu senken, auch die Konsumenten profitieren.

Die erste Studie zeigte, dass die Landwirte im Einkauf von Produktionsfaktoren wie Maschinen, Dünge- oder Futtermitteln trotz einer Verbesserung in den letzten Jahren immer noch deutlich mehr bezahlen als ihre Kollegen im umliegenden Ausland. Die Gründe für die Preisunterschiede sind vielfältig, u.a. haben das allgemeine Kostenniveau in der Schweiz und tarifäre wie auch nicht-tarifäre Handelshemmnisse eine preissteigernde Wirkung. Es scheint aber, dass die Landwirte wegen dem höheren Stützungsniveau in der Schweiz bereit sind, mehr zu bezahlen als ihre ausländischen Kollegen.

Nicht nur im Einkauf sondern auch bei der Organisation der Betriebe bestehen Möglichkeiten zur Reduktion der Produktionskosten. Anhand von verschiedenen Fallbeispielen zeigt das zweite Projekt auf, dass auf vielen Betrieben mit einer Anpassung der Organisation Produktionskosten gesenkt und die Lebensqualität der Betriebsleiter verbessert werden kann. Dies ist umso besser als in der untersuchten Zeitperiode die Produktpreise real gesunken sind währen die Kosten für Produktionsmittel jedoch nicht. Entscheidend ist für den betrieblichen Erfolg neben der Wahl einer Strategie vor allem ihre konsequente Umsetzung. Die Rahmenbedingungen der Agrarpolitik wurden von den Landwirten bei der Umsetzung ihrer langfristigen Strategien - wie zum Beispiel bei Investitionsentscheiden - nicht als hinderlich angesehen jedoch störten sich die Landwirte daran, dass während der Lebensdauer einer Investition oft die Vorschriften ändern, was die Investitionssicherheit vermindert. Ein grösseres Hindernis für die Landwirte als die Einschränkungen der Agrarpolitik ist der grosse Kapitalbedarf und die damit verbundenen Risiken, die für die Weiterentwicklung ihrer Betriebe - zum Beispiel für den Kauf von Land - notwendig ist.

Die dritte Studie analysiert die Margen von Verarbeitung und Handel. Es konnten keine Hinweise gefunden werden, dass auf der Absatzseite die Anstrengungen der Landwirte nicht an die Konsumenten weitergegeben würden. Bei einigen Produktkategorien - wie zum Beispiel Schweinefleisch - wurden zwar die Margen in den nachgelagerten Industrien und dem Handel in den letzten Jahren ausgedehnt. Basierend auf den vorhandenen Daten kann jedoch nicht festgestellt werden, ob diese Bruttomargen mit einer Erhöhung der Nettomargen einhergingen oder ob sie begründet waren in erhöhten Kosten oder erhöhten Leistungen zum Beispiel im Detailhandel. Die Autoren dieser Studie weisen darauf hin, dass für den zukünftigen Erfolg der Land- und Ernährungswirtschaft eine konsequente Ausrichtung der Produktion auf eine Qualitätsstrategie notwendig sei. Ein Weg den das Bundesamt für Landwirtschaft unterstützen wird.

Die drei Projekte zeigen, dass nach wie vor Möglichkeiten zur Senkung der Produktionskosten und damit zu der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit auf allen Stufen der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft besteht. Bei den landwirtschaftlichen Vorleistungen wurden Handelsbeschränkungen in den letzten Jahren bereits stark abgebaut, sodass die höheren Preise kaum noch auf spezifische Regulierungen zurückzuführen sind. Im Bereich der landwirtschaftlichen Produktionskosten bestehen insbesondere bei den Maschinen und Gebäuden grosse Differenzen zur internationalen Konkurrenz.

Das Erkennen und Nutzen der Potenziale zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit liegt in erster Linie in der Verantwortung der Unternehmen selbst. Die öffentliche Hand kann die Unternehmen aber mit Anstrengungen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen unterstützen - zum Beispiel indem sie die Transparenz auf den Märkten erhöht - und die Landwirtinnen und Landwirte transparent über ihre Möglichkeiten informiert


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Jürg Jordi, Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Kommunikation, juerg.jordi@blw.admin.ch
Simon Briner, Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Direktion, simon.briner@blw.admin.ch



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